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4.5 Management-Maßnahmen

Um die Gesundheit und insbesondere die Darmgesundheit von Mastgeflügel zu erhalten und zu fördern sind einige Faktoren beim Management, zu berücksichtigen.

4.5.1 Stallvorbereitung und Kükenmanagement

Die Kolonisation des Darmes mit Mikroorganismen erfolgt direkt nach dem Schlupf sowohl durch Aufnahme der Mikroorganismen aus der Umgebung, aber auch durch die Aufnahme von Futter und Wasser. Die frühzeitige Besiedlung des Darmes hat eine große Bedeutung für die Darmgesundheit und Produktivität der Tiere im weiteren Verlauf der Aufzucht und Mast. Zur Ausbildung eines stabilen Verdauungssystems ist es darum sehr wichtig, dass die Tiere nach der Einstallung zeitnah mit der Futter- und Wasseraufnahme beginnen.

Vor Einstallung

Vor der Einstallung der Küken ist zunächst besonderer Wert auf eine korrekte Reinigung und, nach ausreichender Abtrocknung, auf die Desinfektion des Stalles zu legen. Auch die Tränkelinien müssen gereinigt und desinfiziert werden (siehe auch Kapitel Tränke).

Mit dem Aufheizen des Stalles sollte zwei Tage vor Einstallung begonnen werden. Die Raumtemperatur sollte bei der Einstallung im Tierbereich, auf Höhe der Küken, 32-36 °C betragen. Abhängig von der Jahreszeit kann die Aufheizphase dabei kürzer oder länger dauern. Im Winter kann sie gegebenenfalls auch drei Tage in Anspruch nehmen. Die Bodenplatte sollte eine Temperatur von mindestens 28 °C, besser 30 °C haben. Ist die Bodenplatte zu kalt, bildet sich Kondenswasser und die Einstreu beginnt später zu schimmeln. Entsprechend muss auch auf die relative Luftfeuchte geachtet werden. Diese sollte bei Einstallung bei 50 -70 % liegen. Nach dem Aufheizen wird die Stallfläche gleichmäßig eingestreut.

Zu hohe oder zu niedrige Stalltemperaturen wirken sich negativ auf die Gleichförmigkeit der Herde, die Sterblichkeit, die Futterverwertung und den Tageszuwachs aus. Die Körpertemperatur der Küken sollte in den ersten Tagen daher regelmäßig kontrolliert werden. Kühlen die Küken aus, fressen und trinken sie schlechter. Falls es im Winter im Stallbereich zu suboptimalen Temperaturen kommt, kann die zusätzliche Gabe von Traubenzucker über das Trinkwasser den Küken dabei helfen, nicht auszukühlen.

EXKURS: Temperaturmessung an der Kloake

Die Körpertemperatur von Küken sollte in den ersten 4-5 Tagen nach dem Schlupf 39,4°C bis 40,8°C betragen.

Die Bestimmung der Körpertemperatur kann mit Infrarot-Ohrthermometern durchgeführt werden. Dazu wird das Küken vorsichtig hochgenommen, so dass die Kloake frei zugänglich ist. Für die Messung wird die Spitze des Thermometers auf die nackte Haut gehalten. Die Messung sollte nur bei Tieren mit sauberer und trockener Kloake durchgeführt werden.

Um einen guten Überblick zu erhalten sollte bei mindestens 5 Küken aus drei verschiedenen Bereichen des Stalls die Körpertemperatur bestimmt werden. Bei der Auswahl der Bereiche sollten auch auf sehr warme oder kalte Stellen im Stall mit einbezogen werden.

Einstallung

Bei der Einstallung werden die Küken nach dem Ausladen zügig in die Nähe der Futter- und Wasserquellen gesetzt. Anschließend sollten die Küken 1-2 Stunden in Ruhe gelassen werden, damit sie sich vom Transport erholen können. Je schneller die Küken Futter und Wasser aufnehmen, desto niedriger ist die Verlustrate und desto besser die Uniformität.

Tränkwasser wird am besten über Nippeltränken, ganz oder teilweise mit Cups, angeboten. Die Tränken sollten ca. 2 Stunden vor Einstallung der Tiere gespült werden.

Das Futter wird entweder als staubfreies Mehl oder als Mini-Pellet in Futterschalen (1 Schale pro 100 Küken) angeboten. Zusätzlich ausgelegtes Kükenpapier erleichtert und beschleunigt die Futtersuche. Das Futter auf dem Kükenpapier sollte nahe der Tränkelinien ausgelegt werden, damit die Küken auch zeitnah Wasser aufnehmen. Pro Tier sollten mindestens 40 g Futter auf dem Papier ausgelegt zw. automatische Fütterungssysteme entsprechend aufgefüllt werden.

Kükenpapierreste sollten ab dem 3. Lebenstag entfernt werden, es sei denn, es handelt sich um Kükenpapier, das sich mit der Zeit zersetzt.

Nach Einstallung

Die Futter- und Wasseraufnahme der Küken sollte in den ersten 48 Stunden regelmäßig über eine Beurteilung der Kropffüllung kontrolliert werden. Bei einer intensiven Tierkontrolle, ist die Kropffüllung der Tiere bereits mit bloßem Auge möglich. Durch Palpieren des Kropfes lässt sich dies absichern. Werden die Zielvorgaben nicht erreicht, hindert die Küken etwas an der Futter- und Wasseraufnahme und es müssen entsprechende Maßnahmen ergriffen werden.

EXKURS: Beurteilung der Kropffüllung

Um einen Überblick zu bekommen, ob die Küken angefangen haben Futter und Wasser aufzunehmen, sollte die Kropffüllung bei 30-40 Küken aus 3-4 verschiedenen Stallbereichen beurteilt werden. 

Hierzu tasten Sie behutsam den Kropf der Küken ab:

  • Fühlt sich der Kropf voll, weich und rund an, haben die Tiere Futter und Wasser gefunden.
  • Ist der Kropf voll, fühlt sich aber hart an und die Textur des Futters ist noch zu erfühlen, ist dies ein Hinweis dafür, dass die Küken zwar gefressen haben, aber nicht genügend Wasser aufgenommen haben. 
     

Tab. 7:  Richtwerte, wie viel Prozent der Küken bereits gefressen und getrunken haben sollten

Zeitpunkt der Beurteilung der Kropffüllung nach Einstallung

Prozentualer Anteil der Küken mit gefülltem Kropf [%]

2 Stunden

75

8 Stunden

> 80

12 Stunden

> 85

24 Stunden

> 95

48 Stunden

100

Die Temperatur und die Luftfeuchte müssen mehrmals täglich in sehr regelmäßigen Abständen kontrolliert werden, um frühzeitig auf Abweichungen reagieren zu können. Durch die Verteilung der Tiere im Stall, lassen sich Rückschlüsse auf die Güte der Stalltemperatur ziehen:

  • Bei richtiger Temperatureinstellung verteilen sich die Tiere gleichmäßig im Stall und finden sich in Gruppen von 20-30 Tieren zusammen. Die meisten Tiere fressen und trinken.
  • Bei zu hohen Temperaturen bilden die Tiere keine Gruppen und suchen kühlere Plätze an der Wand auf.  
  • Bei zu niedrigen Temperaturen drängen sich die Tiere dicht zusammen und ziehen sich häufig auf das Kükenpapier zurück. Ist die Temperatur bei der Einstallung zu niedrig, beginnen die Tiere später mit dem Fressen und Trinken. Zudem geben sie laute Pieptöne von sich.