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Kriterien zur Beurteilung der Tiergesundheit

Gesamteindruck der Herde

(u.a. Verhalten der Tiere)

  • Normalverhalten der Tiere:
    • Aktiv
    • Aufmerksam
    • Reaktion auf Anwesenheit von Personen durch Schnattern und Bewegung
    • In der Herde fallen keine Gänse mit klinischen Symptomen auf, die auf eine Erkrankung oder Verletzung hinweisen
  • Haltung der Tiere nicht geduckt (kein eingezogener Kopf)
  • Keine auffälligen Geräusche (z. B. Niesen/Röcheln)
  • Keine auffälligen Bewegungsstörungen
  • Kein „kreiseln“ (Die Herde läuft in einer Paniksituation hektisch im Kreis. Dabei besteht die Gefahr von Erdrückungsverlusten, insbesondere von jüngeren Tieren. Ein solches Verhalten kann z. B. durch das Eindringen von Beutegreifern in den Tierbereich hervorgerufen werden.)

Auffälligkeiten bei der Tierverteilung auf der nutzbaren Fläche

  • Gleichmäßige Verteilung auf der zur Verfügung stehenden Fläche gemäß ihrer Herdennatur
  • Keine Haufenbildung
  • Keine dichtgedrängten Tiere an den Außenwänden

Hinweis

Da bereits die Gössel zusammen in Gruppen ruhen, ist diese natürliche Verhaltensweise von einer dichtgedrängten Haufenbildung aufgrund zu kühler Temperaturen zu unterscheiden.

Futterverbrauch

  • Das intensive Wachstum und die Gefiederentwicklung verlangen, insbesondere während der Aufzucht, eine bedarfsgerechte Versorgung der Tiere. Eine ausreichende Futteraufnahme ist Voraussetzung für die Deckung des täglichen Nährstoffbedarfs und sollte deshalb stets kontrolliert werden.
  • Ab der 6. Lebenswoche kann den Tieren eine zusätzliche Getreidegabe, z. B. in Form von ganzen Haferkörnern, angeboten werden. Hierdurch wird die Ausbildung des Muskelmagens gefördert.
  • Der Futterverbrauch pro Tier wird von mehreren Faktoren, wie z. B. Temperatur oder Futterqualität, aber auch vom Mastverfahren beeinflusst.
Tabelle 1: Durchschnittlicher Futterverbrauch von Weidegänsen je Tier und Tag (DLG kompakt, 09/2021)

Alter (Lebenswochen)

KraftfutterGetreideGras
1. - 3.90 g Starter-150 g
4. - 7.50 g Mastfutter100 g500 g
ab 8.-80 - 100 g> 1000 g  

Wasserverbrauch

  • Den Tieren muss sauberes und frisches Wasser über die Tränkvorrichtungen zur Verfügung gestellt werden. Wasser ist wesentlicher Bestandteil des Organismus und an vielen stoffwechselphysiologischen Prozessen beteiligt. Daher spielt es besonders in der Jungtierentwicklung, aber auch im späteren Mastverlauf, eine wesentliche Rolle. Ein Teil des Wassers wird auch über Futtermittel aufgenommen. 
  • Der Wasserverbrauch ist abhängig von der Außen- bzw. Stalltemperatur (im Sommer ist mit einer deutlich höheren Wasseraufnahme der Tiere zu rechnen), vom Trockensubstanzgehalt des Futters und insbesondere von der Tränktechnologie.

Mobilität und Aktivität der Tiere

  • Mobil
  • Sicherer Gang ohne Bewegungsstörungen
  • Stehfähigkeit, Marschfähigkeit

Art der Atmung

  • Unauffällig:
    • Mit geschlossenem Schnabel
    • Ohne sichtbare Anstrengung
    • Ohne Atemgeräusche (z. B. Röcheln)

Beschaffenheit der Haut und des Gefieders

  • Sauber
  • Dem Alter entsprechend
    • Ab der 6. Lebenswoche ist die Gans vollständig befiedert und hat den Wechsel vom Daunen- zum Federkleid vollzogen
    • Ab der 9. Lebenswoche setzt die 1. Jugendmauser ein
    • Im Anschluss kommt es im Abstand von etwa 7 Wochen in der weiteren Entwicklung zum Wechsel des Kleingefieders
    • Bei adulten Tieren findet eine Vollmauser nach Ende jeder Reproduktionsperiode statt, bei der schrittweise das gesamte Federkleid gewechselt wird
  • Gepflegt (nicht gesträubt oder verklebt)
  • Wasserabweisend (nicht durchnässt)
  • Keine Verletzungen / intakt
  • Kein Federpicken und Kannibalismus

Beschaffenheit der Ständer (Fehlstellungen), Gehfähigkeit

  • Marschfähigkeit, sicherer Gang
  • Stehfähigkeit (keine O-/X-Beine)
  • Keine Fehlstellung

Paddelgesundheit

  • Intakte Haut
  • Keine / max. kleine, oberflächliche Veränderungen
  • Keine Farbabweichungen
  • Begutachtung der Paddel von allen Seiten (insbesondere die Unterseite)

Auffälligkeiten an Augen

  • Sauber
  • Unverklebt / kein Ausfluss
  • Glänzend
  • Keine Rötung der Bindehäute
  • Keine Schwellung der Augenumgebung

Auffälligkeiten an Nasenöffnungen

  • Sauber
  • Unverklebt / frei
  • Unauffällige Atmung (mit geschlossenem Schnabel, keine Atemgeräusche)

Kotbeschaffenheit

  • Grün-bräunlich / grau-bräunlich dunkel (je nach Fütterung), geformt mit weißer Harnsäurekappe
  • Brauner, pastöser (senfartiger) Kot ohne Harnsäurekappe (Blinddarmkot, wird bis zu zweimal täglich abgesetzt)
  • Nicht dünnbreiig / wässrig, nicht schaumig, nicht blutig, ohne Würmer

Gewichtsentwicklung

  •  Gleichmäßig innerhalb einer altersgleichen Gruppe
Tabelle 2: Futterverbrauch der Masthybriden "Eskildsen Schwere" (Golze, 2005)
LebenswocheØ-Gewicht / Tier (kg)
31,45
85,10
95,45
167,00
227,90

Ektoparasiten

  • Frei von Ektoparasiten (Milben, Federlingen, Flöhen)

Einstreuqualität

  • Hygienisch einwandfrei
  • Trocken
  • Sauber
  • Locker, keine Plattenbildung
  • Staubarm
  • Augenscheinlich frei von Pilzbefall

Tierverluste

  • Die Verluste während des gesamten Durchgangs (bis 16. Lebenswoche) sollten weniger als 5 % betragen.
    • Während der Aufzuchtphase (1.-4. Lebenswoche) sollten die Verluste unter 2 % liegen.

Geflügelpest-VO (§ 4 Absatz 1 und 2)

(1) Treten innerhalb von 24 Stunden in einem Bestand oder einem räumlich abgegrenzten Teil eines Bestandes Verluste von

  1. mindestens drei Tieren bei einer Größe des Bestandes oder des räumlich abgegrenzten Teils des Bestandes von bis einschließlich 100 Tieren oder
  2. mehr als 2 vom Hundert der Tiere bei einer Größe des Bestandes oder des räumlich abgegrenzten Teils des Bestandes von mehr als 100 Tieren auf oder kommt es zu einer Abnahme der üblichen Legeleistung oder der durchschnittlichen Gewichtszunahme von jeweils mehr als 5 vom Hundert, so hat der Tierhalter, vorbehaltlich des Absatzes 2, unverzüglich durch einen Tierarzt das Vorliegen einer Infektion mit dem hochpathogenen oder niedrigpathogenen aviären Influenzavirus durch geeignete Untersuchungen ausschließen zu lassen.

(2) Treten in einem Bestand oder einem räumlich abgegrenzten Teil eines Bestandes, in dem ausschließlich Enten und Gänse gehalten werden, über einen Zeitraum von mehr als vier Tagen

  1. Verluste von mehr als der dreifachen üblichen Sterblichkeit der Tiere des Bestandes oder des räumlich abgegrenzten Teils des Bestandes oder
  2. eine Abnahme der üblichen Gewichtszunahme oder Legeleistung von mehr als 5 vom Hundert

ein, so hat der Tierhalter unverzüglich durch einen Tierarzt das Vorliegen einer Infektion mit dem hochpathogenen oder niedrigpathogenen aviären Influenzavirus durch geeignete Untersuchungen ausschließen zu lassen.

Hinweis

Bei Auffälligkeiten müssen unverzüglich Maßnahmen getroffen werden, um gesundheitliche Auswirkungen auf die Herde zu verhindern bzw. zu minimieren und die Haltungsbedingungen zu optimieren. Wenn sich bei der Tierkontrolle der Verdacht auf eine Herdenerkrankung ergibt oder schwer erkrankte Einzeltiere mit unklarem Krankheitsbild auffallen sollte der betreuende Tierarzt bzw. die betreuende Tierärztin für eine weiterführende Diagnostik zeitnah hinzugezogen werden.