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Auslaufmanagement bei Mastgänsen

Neben wenigen Vollerwerbsbetrieben in den für Deutschland typischen Gänseregionen wird die Gänsemast hierzulande überwiegend im landwirtschaftlichen Nebenerwerb zur Direktvermarktung mit Haltung der Tiere im Freiland betrieben. Hierfür sollte ein entsprechend großer Grünauslauf vorgehalten werden. Spätestens ab der 9. Lebenswoche, wenn die Gänse voll befiedert sind, ist eine reine Weidehaltung möglich. Ein praktischer Ansatz ist es, jungen Gösseln bereits ab der 2./3. Lebenswoche stundenweise bei gutem Wetter einen begrünten und trockenen Auslauf zu gewähren. Hier finden die jungen Tiere frisches Grün und Kräuter wie die Vogelmiere, welche sie gerne aufnehmen. Wenn die Gänse dann voll befiedert sind, können sie auch nachts und bei Schlechtwetterperioden draußen gehalten werden. Es empfiehlt sich jedoch, die Gänse nachts in einer für sie gewohnten und überdachten Behausung mit Einstreu unterzubringen. Laut niedersächsischer „Gänsehaltungsvereinbarung“ sollte pro Tier eine Freilandfläche von mind. 10 m2 (Standweide), bei einem Wechselweide-Verfahren mind. 4 m2, zur Verfügung stehen. Bei Programmen wie „Gänse aus bäuerlicher Freilandhaltung“ werden sogar 15 m2 bewachsene und strukturierte Fläche je Tier benötigt. In den NEULAND-Richtlinien für artgerechte Gänsehaltung sind mindestens 20 m² pro Tier bei Portions- und Standweide vorgesehen.

Die Weide / Freilandfläche muss den Tieren während der gesamten Mastperiode zur Verfügung stehen und kann wesentlich zur bedarfsgerechten und kostengünstigen Ernährung der Tiere beitragen. Entsprechend sollte ein besonderes Augenmerk auf die Pflege und Gestaltung der Freilandfläche gelegt werden. Bei intensiver Nutzung der Weide durch 500 oder mehr Tiere je ha landwirtschaftlich genutzter Fläche (LF) erfolgt eine zunehmende Beanspruchung der Grasnarbe. Es sind 50-70 m² Grünfläche pro Gans notwendig, um sie ganzjährig auf einer vollends begrünten Fläche halten zu können. Voraussetzungen für eine gute und robuste Gänseweide sind in Tabelle 3 dargestellt.

Tabelle 3: Bedingungen für eine optimale Gänseweide (Schneider et al., 2002)
Boden 
  • leicht bis mittelschwer ohne stauenden Untergrund mit pH-Wert 5,0-5,5
  • Tonige Lehm- und Tonböden mit pH-Wert 6,0
 
Pflanzen 
  • 70-80 % Gräser
  • 10-15 % Weißklee
  • 10-20 % Kräuter
 
Grasnarbe 
  • geschlossen, dicht
 
Aufwuchshöhe 
  • 10 cm, maximal 15 cm
 

Weitere Anforderungen

 
  • Vorhandensein von Schattenspendern
 

Die Gans verbringt den Großteil ihrer Zeit im Freien. Auch in der Endmastphase sollte die Gans in ihrer gewohnten Umgebung bleiben. Ist die Gans ihr Leben lang an das Freiland gewöhnt worden, ist das Ausmästen der Tiere in einem Stall schwierig, genauso kann eine Gruppentrennung im Herbst zu Problemen führen. Weil die Gans sehr sensibel auf Standortveränderungen reagiert, sollte sich das Umfeld für die Gänse nicht ändern. Die Endmast im Stall ist zwar möglich, doch die Umstellung von der Auslaufhaltung zur reinen Stallhaltung stresst die Tiere enorm. Ziel sollte es daher sein, den Tieren ganzjährig optimale Bedingungen auf der Weide zu bieten.

Strukturierung des Auslaufs

Besonders in den heißen Sommermonaten ist eine ausreichende Beschattung wichtig. Hierfür müssen Unterstände angeboten werden, aber auch Bäume und Sträucher eignen sich als Schattenspender. Diese dienen gleichzeitig dem Schutz vor Beutegreifern aus der Luft, welche vor allem für die jungen Gössel in den ersten Wochen ein Risiko darstellen.

Eine geeignete Umzäunung des Auslaufs, z. B. durch einen Wildschutzzaun mit einem stromführenden Draht, bietet Schutz vor weiteren Beutegreifern wie Fuchs und Marder und je nach Region auch vor dem Wolf. Um die ständige Versorgung der Tiere mit frischem Wasser und ggf. Futter zu gewährleisten, sind nach Gänsehaltungsvereinbarung entsprechende Futter- und Wasserangebote im Freiland vorzuhalten. Dabei sind unter Beachtung von § 3 der Verordnung zum Schutz gegen die Geflügelpest (GeflPestSchV) die Futter- und Wasserstelle so zu gestalten, dass Wildvögel keinen Zugang zu diesen haben. Zur Schonung des Auslaufs ist es empfehlenswert, die Wasserstellen für die Gänse in regelmäßigen Abständen zu versetzen. Ein Angebot von Beschäftigungsmaterial ist bei Zugang zum Freiland nicht erforderlich.

Pflegemaßnahmen

Der Bedarf an Grünmasse je Tier und Mastdurchgang liegt bei ca. 140 kg für eine 7-8 kg schwere Spätmastgans. Die Beanspruchung der Weide durch die Nutzung der Tiere ist hoch. Der Verbiss der Tiere ist tief, und auch der stark ätzende Kot der Tiere kann der Grasnarbe zusetzen, was einen einseitigen Pflanzenbestand fördern kann. Abhilfe kann hier eine Umtriebsweide schaffen, die durch Versetzen eines mobilen Elektrozauns gut umzusetzen ist. Auf der anderen Seite ist durch das im Vergleich zu anderen Nutztieren geringere Körpergewicht und die großen Füße der Druck auf den Boden geringer, was sich bei manchen, insbesondere feuchten, Standorten als vorteilhaft erweist.

Zur Pflege der Weide gehört also möglichst ein regelmäßiger Wechsel der Fläche oder ggf. Umbruch. Besonders im Spätherbst und Winter, wenn die Weideflächen abgefressen und stark beansprucht sind, bietet sich ein Umtriebsverfahren an, wenn ausreichend Flächen zur Verfügung stehen. Auch das Prinzip der Portionsweide, das Erweitern der Fläche alle 3-4 Tage, hat sich bewährt.

Bei Neu- oder Nachsaaten empfiehlt sich darauf zu achten, Mischungen zu verwenden, deren Gräser von den Gänsen gerne gefressen werden. Dazu gehören Deutsches Weidelgras, Rotes Straußgras, Rotschwingel, aber auch Weißklee, Schwedenklee oder Löwenzahn. Weniger gerne aufgenommen werden Glatthafer, Knaulgras oder Lieschgras sowie Ackerluzerne, Rotklee und viele Wildkräuter. Der Standort beeinflusst die Sortenwahl. Bei einigen Pflanzen besteht Vergiftungsgefahr für Gänse. Die Gänsesterbe (Erysium crepidifolium) und Schwarzer Nachtschatten (Solanum nigrum L.) können nach Aufnahme zum Tod des Tieres führen.

Die Aufwuchshöhe sollte 15 cm nicht überschreiten, besser sind 10 cm, da zu hohes Gras von den Tieren niedergetreten und nicht mehr gefressen wird. Überständige und verschmähte Pflanzen sowie Geilstellen sollten nachgemäht werden.

Alle zwei bis drei Jahre ist eine Kalkdüngung mit ca. 10 t Branntkalk je ha empfehlenswert. Diese wirkt desinfizierend und bindet Säuren im Boden. Das Walzen des Auslaufs im Frühjahr ebnet die Grasnarbe und fördert einen dichten Grasbestand. Die Hygiene im stallnahen Bereich kann zusätzlich durch Maßnahmen wie das Ausbringen von Hackschnitzeln verbessert werden, um einer Verschlammung und/oder Pfützenbildung vorzubeugen.