Grundsätzliche Voraussetzungen
Wichtige Weichen für eine erfolgreiche Abferkelung und Reduzierung der Saugferkelverluste werden nicht erst mit dem Einstallen in den Abferkelbereich und dem Beginn der Geburt gestellt! Es ist ein komplexes Zusammenspiel aus vielen Faktoren. Einige davon können kurzfristig geändert werden, auf andere kann nur langfristig Einfluss genommen werden.
2.1 Genetik der Sau
Bereits die Jungsau stellt Ansprüche an ein gutes Management. Hier ist eine umsichtige Auswahl der Genetik gefragt. Dies gilt sowohl beim Zukauf als auch bei der Eigenremontierung. Die betrieblich passende Genetik muss immer in Verbindung mit dem Management, der Fütterung und den Haltungsbedingungen beurteilt werden. Auf die genetische Komponente zur Verminderung der Saugferkelverluste kann nur langfristig Einfluss genommen werden. Sauenhalter profitieren, wenn Zuchtunternehmen bereits Verhaltensmerkmale (z. B. Mütterlichkeit) in der Zuchtwertschätzung berücksichtigen.
Funktionale Merkmale von Zuchtsauen haben in der Vergangenheit an Bedeutung gewonnen. Untersuchungen haben gezeigt, dass auch wenn die Heritabilitäten niedrig sind, durchaus züchterisch auf die Verminderung von Saugferkelverlusten eingewirkt werden kann. Aus der Wissenschaft wird vorgeschlagen, ruhiges Verhalten in Kombination mit vorsichtigem Umgang mit den Ferkeln, verbessertes Säugeverhalten und höhere Kolostrumqualität bei der Selektion zu berücksichtigen.12, 13
Viele Studien haben gezeigt, dass die Saugferkelverluste mit steigender Wurfgröße ebenfalls ansteigen, unabhängig davon, ob Sauen mit oder ohne Ferkelschutzkorb gehalten werden.8, 14, 15 Dies liegt vor allem an den geringeren Geburtsgewichten der Ferkel. Im Umkehrschluss kann eine geringere Wurfgröße, bei der jedes Ferkel eine eigene Zitze hat, bzw. überzählige Ferkel an Ammensauen versorgt werden können, von Vorteil sein, da sie zu höheren Geburtsgewichten und insgesamt vitaleren Ferkeln führt. Auch die Bewertung der Sauen anhand eines Mütterlichkeitsindex kann, insbesondere für Eigenremontierer, eine Hilfe zur Verbesserung der Aufzuchtergebnisse darstellen.16 Als wichtige Kriterien für die Eigenremontierung werden das Geburtsverhalten, die Wurfqualität zur Geburt und die Umgänglichkeit der Sauen bei Maßnahmen an den Ferkeln genannt.17, 18, 19 Da bisher überwiegend ökologisch wirtschaftende Betriebe Freilaufbuchten haben, gibt es zur Eigenremontierung in der Bioschweinehaltung bereits ein Merkblatt, in dem Tipps für die Selektion der gewünschten Muttereigenschaften gegeben werden.20
Die Zuchtorganisationen und Zuchtunternehmen berücksichtigen zunehmend weitere Merkmale wie z. B. die Anzahl und Qualität der Zitzen.21, 22, 6, 23 Diese tragen ebenfalls zu einer verbesserten Aufzuchtleistung bei. „Für jedes Ferkel eine Zitze“, also 15 bis 16 gut ausgebildete Zitzen sollten Ziel bei der Bewertung von Zuchtläufern sein.
Eine weitere züchterische Ansatzmöglichkeit bietet die Selektion auf ein gutes Fundament, die einen indirekten positiven Einfluss auf die Erdrückungsverluste hat,24 denn Tiere mit Fundamentproblemen haben Schwierigkeiten beim Aufstehen und Abliegen, was eine Gefahr für die Ferkel bedeuten kann.
Beim Start in die Nutzung von Bewegungs- oder Freilaufbuchten wird häufig mit einer bestehenden Sauenherde gearbeitet. Da die Umstellung mitunter mehrere Jahre dauert, ist es wichtig, schon vorher zu schauen, welche Sauen das nötige Potenzial mitbringen.
Mehrere Kriterien zum Verhalten der Sau sollten geprüft werden:
- Ausüben des Nestbauverhaltens
- vorsichtiger Umgang und gute Kommunikation der Sau mit den Ferkeln im Stehen, in der Bewegung und kurz vor dem Ablegen
- wenig Aktivität in den ersten Stunden nach der Geburt
K.-o.-Kriterien:
- Aggressivität gegenüber dem Tierbetreuer
- Beißen der Ferkel
Erfahrungen aus der Praxis
- "Mütterlichkeit ist der wichtigste Schlüssel, damit die Sauen sich 'selbst kümmern'."
- "keine Angst vor mütterlichen Sauen"
- "eigene Nachzucht und bei der Auswahl der Sauen auf das Verhalten im Abferkelstall achten"
2.2 Genetik des Ebers
Neben der Sauengenetik hat auch die Wahl des richtigen Ebers einen Einfluss auf die Saugferkelverluste. Allerdings wirkt sich dies eher indirekt durch die Wurfgröße bzw. die Anzahl lebendgeborener Ferkel aus. Der Eber kann einen, wenn auch nur geringen, Einfluss auf die Wurfgröße haben.25, 26 In Untersuchungen lag der Einfluss des Vatertieres auf die genetischen Varianzen der Wurfgröße zwischen 2 und 5 %.27, 28 Geringgradige Effekte auf die Ferkelvitalität wurden bei Pedersen et al.29 nachgewiesen. In dieser Untersuchung zeigte die Pietrain-Nachzucht eine höhere Sterblichkeit als die Duroc-Nachzucht. Grundsätzlich gibt es genetische Unterschiede zwischen Rassen bzw. Linien, die einen Einfluss auf die Ferkelvitalität haben.
Erfahrungen aus der Praxis
- "Wichtig ist ein guter Eber, damit große vitale Ferkel geboren werden, die schnell Gesäuge und Ferkelnest finden."
- "Bei der Auswahl des Ebers kann eine Beratung durch die Besamungsstationen hilfreich sein."
2.3 Gesundheit
Die Gesundheit der Sau hat sowohl direkten als auch indirekten Einfluss auf die Aufzuchtleistung. Gesäugeerkrankungen führen zu einer verminderten Milchproduktion und damit auch zu erhöhten Erdrückungsverlusten. Zahlreiche Erkrankungen (z. B. Lahmheit) wirken indirekt, indem sie die Milchproduktion und das Säugeverhalten beeinträchtigen.11 Unterernährte Ferkel haben ein erhöhtes Risiko erdrückt zu werden. Zum einen halten sie sich vermehrt suchend in der Nähe der Sau auf, zum anderen führt die körperliche Schwäche zu langsameren Reaktionen. Mögliche Gesundheitsprobleme können in diesem Leitfaden nicht alle genannt werden, daher ist immer eine Bestandsuntersuchung durch die betreuende Tierarztpraxis notwendig.
Ein wichtiger Baustein für gesunde Ferkel sind auch Mutterschutzimpfungen. Anders als beim Mensch findet beim Schwein in der Gebärmutter keine Übertragung von Antikörpern auf die Föten statt. Ferkel kommen also vollkommen ungeschützt zur Welt. Sie sind auf Antikörper aus der Biestmilch angewiesen, damit sie einen frühen, passiven Schutz vor Infektionen bekommen. Durch die Impfung der Sauen wenige Wochen vor der Geburt bilden diese vermehrt Antikörper gegen die entsprechenden Erreger. Diese können dann über das Kolostrum an die Ferkel weitergegeben werden, um sie zu schützen. Für die meisten bei Saugferkeln relevanten Infektionskrankheiten stehen zugelassene, kommerzielle Impfstoffe zur Verfügung. Diese können bei Bedarf durch bestandsspezifische Impfstoffe ergänzt werden. Da dies immer betriebsindividuell ist, besprechen Sie es mit Ihrem Tierarzt.
Insgesamt gilt: Sowohl für das Einzeltier als auch für den gesamten Sauenbestand ist eine gute Gesundheitsvorsorge und -kontrolle wichtig.
2.4 Fundament
Bereits bei der Jungsauenremontierung ist auf kräftige und trägfähige Gliedmaßen zu achten. Eine korrekte Zehen- und Beinstellung mit entsprechender Winkelung im Sprung- und Zehengelenk ist die Voraussetzung für gute Beweglichkeit, stabile Gesundheit und eine lange Nutzungsdauer der Sau. Auch die Klauenfestigkeit ist zu beachten.30
Wichtig ist das Zusammenspiel von Klauen-/Fundamentgesundheit und dem Bodenbelag der Bucht: Bei ca. 14 Abliege- und Aufstehvorgängen am Tag ist eine kontrollierte Bewegung erforderlich, um Erdrückungsverluste zu vermeiden.31 Ein großes Erdrückungsrisiko birgt das Abliegeverhalten. Beim Abliegen liegt der Schwerpunkt in dem Moment unter der Hinterhand, kann von den Hinterbeinen der Sau nicht ausreichend unterstützt werden und ist daher schwer von der Sau zu kontrollieren.32 Gerade Sauen mit Klauen- und/oder Gelenkschmerzen werden den Abliegevorgang so kurz wie möglich gestalten (Video 1), um Schmerzen zu vermeiden.
Zur Vorbeugung von Fundamentproblemen hilft eine regelmäßige Bonitierung des Klauenzustandes. Diese schließt die gesamte Klaue ein: der Kronsaum, das Wandhorn und der Sohlen- und Ballenbereich werden beurteilt. Dazu gibt es verschiedene Bonitierungsschemata. Das in Tabelle 2 dargestellte Bewertungsschema ist ein Anfang, um sich über mögliche Klauenprobleme im Bestand ein Bild zu machen. Diese sollten zunächst mit dem Hoftierarzt besprochen werden, um weitere Maßnahmen zu ergreifen. Hilfe bei der Bonitur bietet z. B. auch der bebilderte Leitfaden zur Klauengesundheit, der im Rahmen eines Projektes der Fachhochschule Südwestfalen zu Klauenproblemen bei Zuchtsauen entstanden ist und in dem auch Grenzwerte für die jeweiligen Klauenveränderungen angegeben sind.
Note | Ballenzone | Afterklauen | Hauptklauen | Wandhorn | Kronsaum |
1 | ohne Befund | ohne Befund | ohne Befund | ohne Befund | ohne Befund |
2 | Wucherungen | etwas zu lang | etwas zu lang | kleine Risse | leichte Verletzungen |
3 | Risse | viel zu lang | viel zu lang | große Risse | starke Verletzungen |
4 | Wucherungen und Risse | abgerissen | extrem lang | extreme Risse | extreme Entzündungen |
Weitere Informationen zu Klauengesundheit bei Sauen gibt es im Podcast des Netzwerks Fokus Tierwohl
2.5 Fütterung
Die Fütterung allgemein und auch das Fütterungsregime im Speziellen nehmen neben der bedarfsgerechten Versorgung mit Energie und Nährstoffen auch maßgeblich Einfluss auf die Fruchtbarkeit von Zuchtsauen. Die entsprechenden Anforderungen an die Versorgung der Tiere müssen in jeder Lebensphase gezielt erfüllt werden. In diesem Leitfaden wird kurz auf die Fütterungsempfehlungen für Sauen rund um die Geburt eingegangen. Ausführliche Informationen zu Versorgungsempfehlungen und praktischen Fütterungshinweisen sind den einschlägigen Informationen zur Fütterung der landwirtschaftlichen Einrichtungen der verschiedenen Bundesländer, wie nachfolgend auszugsweise dargestellt, zu entnehmen (alle kostenpflichtig).
Rechenmeister für eine effiziente Schweinefütterung (LWK Nordrhein-Westfalen, 2022)
2.5.1 Fütterung tragender Sauen
Ziele:
- bedarfsgerechte Versorgung in NT (niedertragend)- und HT (hochtragend)-Phase unter besonderer Beachtung der Faserversorgung (“Sattfütterung“ beachten)
- Gesunderhaltung des Darms (Faserfutter, mykotoxinfreies Futter)
- Kondition “fit statt fett“ über eine einzeltierbezogene Konditionsfütterung in der Tragezeit mittels gezielter Konditionsüberprüfungen (Body Condition Score, Fettauflage, Tiergewichte)
- MMA- bzw. PHS-Prophylaxe (Mastitis-Metritis-Agalaktie-Syndrom, peripartales Hypogalaktie-Syndrom)
- Vorbereitung auf eine optimale Geburt und Laktation (konkurrierende Ansprüche zwischen Energie- und Nährstoffversorgung von Sau und Ferkeln und dem Ziel einer optimalen Geburt und Laktation beachten)
- gleichmäßige Wurfgewichte
Weiterführende, ausführliche Informationen zu den einzelnen Aspekten:
- Ernährung landwirtschaftlicher Nutztiere, Jeroch, Drochner, Rodehutscord, Simon A., Simon O., Zentek, 2020, ISBN 978-3-8252-8763-4
- Praxishandbuch Schweinefütterung, Griep, Meyer, Stalljohann, Weber, 2022, ISBN 978-3-86263-162-9
- Futtermittel für landwirtschaftliche Nutztiere, Durst, Freitag, Bellof, 2021, ISBN 978-3-7690-0852-4
2.5.1.1 Beurteilung der Körperkondition
Ein guter Ernährungszustand ist wichtig für die Gesundheit. Am besten beurteilt man ihn an den Dornfortsätzen der Brustwirbelsäule. Sichtbare Dornfortsätze weisen auf eine quantitativ oder qualitativ unzureichende Fütterung hin. Entweder stimmt die Futtermenge pro Tier und Tag nicht, es gibt zu wenig Fressplätze oder aber zu wenig Energie und/oder Rohprotein. Außerdem kann Abmagerung ein Hinweis auf eine (chronische) Erkrankung oder einen eingeschränkten Zugang zu Futter, z. B. aufgrund von Lahmheit, sein. Wichtig ist zu beurteilen, ob ein unterschiedlicher oder einheitlicher Entwicklungszustand innerhalb der Tiergruppe vorliegt oder ob die Schweine „auseinander wachsen“.
In der Trächtigkeit sollen die Sauen ausreichend Körperreserven aufbauen, um in der Laktation ein mögliches Energiedefizit aus der Mobilisierung dieser Reserven (vorwiegend aus dem Rückenspeck) ausgleichen zu können. Sie dürfen jedoch auch nicht verfettet sein. Die Körperkondition kann subjektiv über den Body Condition Score ermittelt werden (Abb. 3).
Folgende Orientierungswerte sollten dabei eingehalten werden:
Konditionsklasse bei Umstallung in den Wartestall** | Energiezulage zur Grundversorgung von 35,5 MJ ME/Tag | Futtermengen bei 12,2 MJ ME/kg Futter |
4,0 | - | 2,9 |
3,5 | 1,0 | 3,0 |
3,0 | 4,0 | 3,2 |
2,5 | 8,0 | 3,6 |
2,0 | 12,0 | 3,9 |
* ab dem 80./85. Trächtigkeitstag sollten bei allen Sauen i. d. R. 43,5 MJ ME/Tag nicht deutlich überschritten werden
** Konditionsklassen siehe Abbildung 3
2.5.1.2 Faserversorgung
Mit einer faserreichen Fütterung soll sowohl eine mechanische als auch eine chemische bzw. hormonelle Sättigung bei güsten und tragenden Sauen erreicht werden. Die mechanische Sättigung erfolgt über den Füllungsgrad des Magens. Energieverdünnte Futter führen zu einer höheren Futteraufnahme. Durch eine intensive Dickdarmverdauung sowie durch eine gleichmäßigere Energiefreisetzung und -bereitstellung bei faserreichem Futter, wird ein schnelles Absinken des Blutglukosespiegels verringert. Darüber erfolgt die chemische bzw. hormonelle Sättigung. Durch das voluminöse Futter wird auch die Grundlage für eine hohe Futteraufnahmekapazität in der Laktation geschaffen.
Die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben hinsichtlich der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung kann über den Einsatz von Fasermixen gewährleistet werden. Häufige Bestandteile dieser faserreichen Ergänzungsfuttermittel sind beispielsweise:
- Obsttrester
- Sojabohnenschalen
- Trockenschnitzel
- Grünmehle
- Lignozellulose
- Mühlennachprodukte
Zu beachten ist, dass je nach Fasergehalt die Einmischraten des Fasermix in das Futter für tragende Sauen variieren.
Daneben kann aber auch mit entsprechenden Alleinfuttermitteln für tragende Zuchtsauen gearbeitet werden, die die oben genannten Faserkomponenten bereits enthalten. Bei der Konzeption der Alleinfutter sind neben der gesetzlich vorgeschriebenen Angabe zur Rohfaser insbesondere die aussagekräftigeren Faserparameter aNDFom und ADFom mit heranzuziehen. Als Grundlage gelten hier die Empfehlungen aus dem DLG-Merkblatt 463:
Rohfasergehalt: ≥ 70g/kg, aNDFom ≥ 200 g/kg, ADFom ≤ 80 g/kg
Eine Alternative, um den Fasergehalt in der Tagesration zu erhöhen, stellt die „kombinierte Fütterung“ dar. Hier wird ein Alleinfutter für tragende Sauen vorgelegt, das alle Ansprüche an die Energie- und Nährstoffversorgung erfüllt. Zusätzlich erhalten die Sauen in separaten Trögen ad libitum Grund-/ Grobfutter, um die Vorgaben sowohl zur Sättigung als auch zur Beschäftigung zu erfüllen. Die Qualitätsanforderungen an die hofeigenen Futtermittel insbesondere hinsichtlich der hygienischen Qualität (z. B. Toxinbelastung, Silierqualität etc.) bedürfen besonderer Aufmerksamkeit.
TierSchNutztV
§ 30 Absatz 6
"Trächtige Jungsauen und Sauen sind bis eine Woche vor dem voraussichtlichen Abferkeltermin mit Alleinfutter mit einem Rohfasergehalt in der Trockenmasse von mindestens 8 Prozent oder so zu füttern, dass die tägliche Aufnahme von mindestens 200 Gramm Rohfaser je Tier gewährleistet ist. "
2.5.1.3 Geburtsvorbereitungsfutter
Das Ziel eines Geburtsvorbereitungsfutters besteht darin, die Sau so auf die Geburt vorzubereiten, dass unter physiologischen Gesichtspunkten eine gute Ausgangsposition sowohl für die Versorgung der Sau als auch der Ferkel bei möglichst geringer zusätzlicher Belastung für die Sau, wie z. B. durch das Auftreten des MMA-Syndroms, geschaffen wird.
Zu berücksichtigen sind insbesondere die nachfolgenden Aspekte:
- Als Herausforderung gilt in jedem Fall der nach der Gruppenhaltung abrupte Übergang in die bewegungsarme Phase durch Einstallung in die Abferkelbucht ca. eine Woche vor dem erwarteten Abferkeltermin.
- Eine Voraussetzung für eine hohe Futteraufnahme in der Laktation ist eine störungsfreie Verdauung im geburtsnahen Zeitraum. Hier ist zudem der allgemeine Rückgang der Futteraufnahme vor der Geburt zu beachten.
- Um eine Verstopfung bzw. harten Kot zu vermeiden, ist eine ausreichende Versorgung mit hochwertigen Faserkomponenten basierend auf den DLG-Empfehlungen35 anhand aNDFom und NDFom entscheidend. Diese sollten auch quellfähige Anteile enthalten, damit der Darm ausreichend gefüllt ist (dies wird z. B. durch Stroh und Heu nicht erfüllt). Gleichzeitig muss eine hohe Wasseraufnahme in entsprechender Qualität sichergestellt werden.
- Die Kotkonsistenz muss regelmäßig geprüft werden und bei Anzeichen von Verstopfung können entsprechend Praxiserfahrungen eine Schaufel Gerste, Weizenkleie oder Trockenschnitzel und Biertreber mit einem jeweils groben Vermahlungsgrad helfen. → Geburtsvorbereitungsfutter sind speziell auf diese Phase zugeschnitten und tragen wie hofeigene Grund-/Grobfuttermittel zur Vermeidung von Darmträgheit bei. 36, 35
- Förderung der Calcium-Mobilisierung durch Umstellung der Elektrolytbilanz und Absenkung des pH-Wertes im Harn.36
2.5.2 Fütterung säugender Sauen
In der Laktation haben Sauen einen hohen Energiebedarf, wodurch nur mit einer ausreichend hohen Futteraufnahme die Empfehlungen zur Versorgung mit Energie und Nährstoffen erfüllt werden können. Daher kann gerade zu Laktationsbeginn eine nicht ausreichende Futteraufnahme dazu führen, dass eine starke Mobilisierung körpereigener Reserven erfolgt. Die Mobilisierung sollte aber möglichst gering bleiben, um den Stoffwechsel der Sau nicht zu überfordern.
Am Abferkeltag sollte die Sau 1,5 bis 2 kg Futter aufnehmen, anschließend wird die Futteraufnahme schrittweise gesteigert (→ ca. 0,5 – 1 kg/Tag; nach etwa 10 – 12 Tagen sollte die volle Futtermenge erreicht werden). Betriebspezifisch können in der Steigerungsphase auch Steigerungspausen angebracht sein.
Zu beachten sind die folgenden Aspekte:
- ausgewogenes, leistungsbezogenes Energie- und Nährstoffangebot in kleinen Portionen über den Tag verteilt anbieten (z. B. Säugefutter über Futterkurve)
- schmackhaftes und verdauungsförderndes Futter verwenden (z. B. Biertreber; Einsatzhöhen von z. B. Lupinen oder Raps wegen Anteilen an antinutritiven Inhaltsstoffen begrenzen)35
- adäquate Faserversorgung zur Aufrechterhaltung der Darmgesundheit über Nicht-Stärke-Polysaccharide (Anregung von Darmmikroflora und Darmtätigkeit) und Faserquellen mit hoher Wasserbindekapazität (z. B. Trockenschnitzel)35
- Futter muss hygienisch einwandfrei sein (keine Verderbniskeime, Schimmelpilze, Hefen, Mykotoxine)37
- Wasser in ausreichender Menge (z. B. Kontrolle der Wasseraufnahme durch Wasseruhren) und Sauberkeit
Maßnahmen zur Erhaltung einer hohen Futteraufnahme bei Hitze:
- morgens früh und abends spät füttern oder Futter auf zusätzliche Mahlzeiten verteilen
- schmackhafte Komponenten und ausreichende Faserversorgung
- zusätzlich empfiehlt sich eine Ergänzung des Futters mit 1 – 2 % Pflanzenöl und/oder max. 3 % Rohglycerin (süß, ab 3 – 5 % Gefahr der Verklumpung des Futters)