
5.2.3 Stallklima
Auch Abweichungen beim Stallklima können sich negativ auf die Tiergesundheit auswirken und zu einer verminderten Leistung führen. In Hinblick auf das Stallklima können z.B. die im Folgenden aufgeführten Faktoren eine Belastung für die Tiere darstellen:
- zu hohe Schadgaskonzentrationen
- zu niedrige als auch zu hohe Umgebungstemperaturen
- eine zu niedrige oder zu hohe Durchlüftungsrate
- eine zu hohe Luftfeuchtigkeit, die eine effiziente Thermoregulation erschwert
- eine zu niedrige Luftfeuchtigkeit, die zu vermehrter Staubbelastung im Stall führt
Jegliche Form der Belastung, die einen Stressfaktor für die Tiere darstellt, kann zu einer erhöhten Ausscheidungsfrequenz und Veränderungen der Kotkonsistenz führen. Als Folge kann es zur Ausbildung einer Dysbakteriose kommen.
Zudem können auch die Atemwege durch ein ungünstiges Stallklima angegriffen werden.
Temperatur
Küken sind in den ersten 14 Tagen besonders krankheitsanfällig. Zudem sind sie zunächst nicht in der Lage ihre Körpertemperatur selber zu regulieren. Daher muss für eine warme Umgebung gesorgt werden, damit ein Auskühlen der Küken verhindert wird.
Mindestens 24 h vor Ankunft der Küken ist es sinnvoll die Raumheizung zu aktivieren, um den Stall auf eine Raumtemperatur von 23-26 °C aufzuheizen. Dabei ist das Erwärmen der Einstreu nicht zu vergessen. Die Temperatur, der sich langsamer erwärmenden Bodenplatte sollte nicht unter 27 °C liegen. Kalter und gegebenenfalls auch nasser Boden führt trotz Einsatz von Heizstrahlern zum Auskühlen der Tiere. Es ist daher ratsam, die Temperatur der Bodenplatte mit einem Infrarotthermometer zu kontrollieren.
Aufzuchtringe begrenzen den Raum, der den Küken zur Verfügung steht. Dadurch ist sichergestellt, dass die Futter- und Wasserversorgung in der Nähe liegt und somit gut von den Küken erreicht werden kann. Die aufgehängten Heizstrahler sorgen für zusätzliche Wärme und sollten bereits 12 h vor der Einstallung eingeschaltet werden. Unter den Heizstrahlern empfiehlt sich eine Temperatur von 36-37 °C, während am Rand des Ringes 23-26 °C ausreichend sind. Die Küken haben so die Möglichkeit innerhalb des Ringes zwischen unterschiedlichen Temperaturzonen zu wählen.
In der ringlosen Aufzucht sind höhere Temperaturen von 34-36 °C für die Küken erforderlich, mit einer maximalen Differenz von 1 °C im ganzen Stall.
Weiterhin gilt zu beachten, dass auch Zugluft zum Auskühlen der Küken beiträgt. Daher muss diese in Höhe der Küken vermieden werden. Die empfohlene Luftgeschwindigkeit beträgt < 0,1 m/sec.
Die Tierverteilung ist ein guter Indikator für die richtige Temperatureinstellung im Stall. Dabei ist die Haufenbildung ein Hinweis für Kälte und Zugluft. Zudem können im Stall klagende Lautäußerungen vernommen werden. Zu hohe Temperaturen erkennt man am starken Hecheln der Küken.
Puten können im Gegensatz zu anderen Tieren nicht schwitzen. Die Wärmeabgabe erfolgt stattdessen unter anderem über das Hecheln. Zu hohe Temperaturen sind zum einen dadurch zu erkennen, dass die Küken stark hecheln. Zudem bewegen sich die Küken bei zu hohen Temperaturen im Stall deutlich weniger.
Weitere Informationen zur Sicherstellung der richtigen Temperatur in der Aufzucht in Abhängigkeit vom gewählten Aufzuchtsystem:
Alter | Unter dem Aufzuchtstrahler [°C] | Umgebungstemperatur [°C] | In ringfreier Aufzucht [°C] |
---|---|---|---|
Tag 1 | 40 | 36 - 37 | |
Tag 2 | 40 | 35 - 36 | |
Tag 3 | 39 - 40 | 34 - 35 | |
Tag 4 - 7 | 38 - 40 | Täglich Temperatur um 1 °C senken | |
Woche 2 | 27 - 28 | 27 - 28 | |
Woche 3 | 25 - 26 | 25 - 26 | |
Woche 4 | 23 - 24 | 23 - 24 | |
Woche 5 | 21 - 22 | 21 - 22 |
Auch in der Mast gilt es sowohl ein Auskühlen durch Zugluft, als auch das Auftreten von Hitzestress zu vermeiden, um die Gesundheit der Tiere sicherzustellen.
Dabei kommt dem Thema Hitzestress in der Mast mehr Bedeutung zu. So steigt die Stoffwechselaktivität des Körpers bei Puten mit zunehmendem Alter an. Die Tiere produzieren dadurch mehr Wärme, die abgegeben werden muss.
Hitzestress allein ist schon ein Faktor, der zu Veränderungen der Kotkonsistenz führen kann. Zusätzlich nehmen die Tiere durch den Hitzestress weniger Futter auf. Bei zu hohen Temperaturen im Stall kann es daher in Verbindung mit Hitzestress zur Ausbildung einer Dysbakteriose kommen.
Um besonders in warmen Sommermonaten Hitzestress zu vermeiden, können unterschiedliche Maßnahmen ergriffen werden. Einen Überblick hierzu bietet z.B. das niedersächsische Merkblatt zur Vermeidung von Hitzestress, abrufbar unter: Tierschutzplan Niedersachsen - Pute
Auch in der Mast kann man anhand des Tierverhaltens erkennen, ob die Umgebungstemperatur im Stall den Bedürfnissen der Tiere entspricht. Bei zu hohen Temperaturen, sieht man bei den Tieren, wie bereits für die Aufzucht angeführt, vermehrtes Hecheln. Zusätzlich spreizen die Tiere die Flügel vom Körper ab, um die überschüssige Wärme besser über die Körperoberfläche abgeben zu können (siehe Abbildung xy).
Licht
Auch der Faktor Licht ist in der Aufzucht von Bedeutung, um von Beginn an optimale Bedingungen für eine gute Darmentwicklung und Darmgesundheit zu schaffen.
Durch eine gute Ausleuchtung kann sichergestellt werden, dass die Küken das Futter- und Wasserangebot leicht finden. Die frühzeitige und ausreichende Futteraufnahme stimuliert die Entwicklung und Besiedlung des Darms.
Zudem wird durch eine gute Ausleuchtung in den ersten Lebenstagen eine starke Schattenbildung vermieden. Schattenplätze werden sonst von den Tieren bevorzugt als Ruhezonen aufgesucht, bergen aber die Gefahr, dass die Küken dort auskühlen.
Die Wahl des richtigen Lichtprogramms kann des Weiteren dazu beitragen, den Stress für die Küken kurz nach Einstallung zu reduzieren. So helfen intermittierende Lichtprogramme dabei, die Ruhe- und Aktivitätsphasen der Küken zu synchronisieren, so dass alle Tiere gleichzeitig ruhen.
Der Einsatz von fließenden Übergängen von der Hell- zur Dunkelphase kann zusätzlich den Stress für die Tiere vermindern. Daher sollten Kunstlichtquellen dimmbar sein. Um flackerfreies Licht zu gewährleisten, sollten zudem künstlichen Lichtquellen mit einer Frequenz von mindestens 160 Hz zum Einsatz kommen.
Weitere Informationen zur Beleuchtungstechnik im Geflügelstall (DLG Merkblatt 438)
5.2.4 Einstreumanagement und -hygiene
Ziel eines guten Einstreumanagements ist es grundsätzlich, die Einstreu trocken zu halten. Auch bei erhöhtem Feuchtigkeitseintrag, der in Verbindung mit schlechter Darmgesundheit eintritt, ist es erklärtes Ziel, die Einstreu trocken zu halten, da feuchte Einstreu sich aus mehreren Gründen negativ auf die Tiergesundheit auswirkt:
- Sie bietet Keimen einen guten Nährboden.
- Feuchte Einstreu begünstigt das Auskühlen der Tiere.
- Sie erhöht das Risiko für das Auftretens von Fußballenveränderungen.
- Durch die vermehrte Freisetzung von Ammoniak steigt das Risiko für die Ausbildung von Atemwegserkrankungen.
Im Krankheitsfall ist die Erhöhung der Einstreuintensität daher ein sehr wirkungsvoller Ansatz, um sowohl den Keimdruck zu reduzieren, als auch dem Auskühlen der Tiere entgegenzuwirken. Es sollte sowohl die Einstreufrequenz als auch die Menge des Einstreumaterials angepasst werden.
Im Verlauf der Mast empfiehlt es sich, durch ausreichendes Nachstreuen die Einstreu trocken und sauber zu halten.
Bei der Auswahl des Einstreumaterials ist ein saugfähiges Grundmaterial zu wählen. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass die Saugfähigkeit durch eine kleinere Partikelgröße erhöht wird. Genauso ist das Durcharbeiten der Einstreu sinnvoll. Sehr nasse und verdichtete Stellen sollten aus dem Stall entfernt werden.
Bei Erwartung feuchter Exkremente zum Beispiel bei Salzgabe, Futterwechsel von P3 auf P4 oder Impfmaßnahmen sollte frühzeitig und mehrere Tage hintereinander frisch nachgestreut werden.

5.2.5 Auslaufpflege
In der ökologischen Haltung von Puten muss den Tieren mindestens ein Drittel ihres Lebens Zugang zu einem Auslauf ermöglicht werden.
Damit die Tiere kein verunreinigtes Wasser aus Pfützen aufnehmen und sich ggf. mit Krankheits-erregern infizieren, sind Maßnahmen zu treffen, um Pfützenbildung weitestgehend zu vermeiden.

Besonders stark wird der stallnahe Bereich des Auslaufs beansprucht. Sobald dieser Bereich feucht und matschig wird, tragen die Tiere auch vermehrt Schmutz und Feuchtigkeit in den Stall mit ein. Dies zeigt sich durch feuchte Einstreu im Bereich der Auslaufklappen.
Der stallnahe Bereich sollte daher so gestaltete sein, dass dieser gut sauber gehalten werden kann. Ein befestigter Bereich bietet den Vorteil, dass dieser leicht abgeschoben und im Anschluss gereinigt und desinfiziert werden kann.
Alternativ sollte der stallnahe Bereich in regelmäßigen Abständen ausgebaggert und neu mit frischem Sand befüllt werden. Manche Betriebe setzen zusätzlich Branntkalk ein, um den Infektionsdruck zu mindern. Allerdings ist die Zulassung für den Einsatz von Branntkalk in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich geregelt. Hier gilt es im Vorfeld sowohl Erkundigungen bei der Kontrollbehörde bezüglich des Einsatzes von Branntkalk einzuholen und die rechtlichen Vorgaben auf Landesebene zu prüfen.
Teilweise werden auch Schottersteine und Holzhackschnitzel eingesetzt, um den stallnahen Bereich möglichst trocken zu halten.
Leerstehphasen sollten zudem genutzt werden, um besonders im stallnahen Bereich, der stärker beansprucht wird, nachzusäen.
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