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5.1.3 Parasitäre Infektion

Kokzidien

Bezeichnung der Erkrankung

 

Kokzidiose

Vorkommen

 

 
  • weit verbreitete parasitäre Erkrankung
  • Erkrankung vor allem bei jüngeren und geschwächten Tieren
  • Tritt bei allen Altersstufen auf
 
Infektionsweg 
  • Kontaminierter Staub, Kot, Wasser und Futter ⇒ orale Aufnahme
  • mit Kot ausgeschiedene Oozysten sind lange in der Umwelt überlebensfähig

 
Klinischer Verlauf 
  • Die Schwere der Symptome hängt von unterschiedlichen Faktoren ab:
    • je nachdem wie krankmachend der Stamm jeweils ist, wird die Darmschleimhaut unterschiedlich stark geschädigt
    • die Anzahl der aufgenommen Oozysten
    • die Immunitätslage der Pute
    • das Alter der Tiere
  • Häufig handelt es sich um Mischinfektionen
  • Ruhiges Verhalten
  • Gesträubtes Gefieder
  • Erhöhtes Wärmebedürfnis
  • Klagelaute
  • Flüssig, schleimiger Durchfall, kann orange bis braunschwarze Verfärbungen aufweisen
  • Akute Kokzidiosen begünstigen die Vermehrung von Clostridien
 

Vorbeugende Maßnahmen

 
  • Optimales Hygiene-/ Betriebsmanagement
 
Behandlung 
  • In der konventionellen Putenmast Einsatz von Kokzidiostatika als Futtermittelzusatzstoff
  • Ggf. zusätzliche antibiotische Behandlung in Hinblick auf begleitende Clostridien-Infektionen
  • Flankierende Maßnahme: Gabe von Multivitaminpräparaten
 

Histomonas meleagridis

Bezeichnung der Erkrankung

Histomonadose (Schwarzkopfkrankheit)

Vorkommen 
  • Besonders gefährdet sind Jungputen in Auslaufhaltung und gemischte Haltungen von Hühnern und Puten
  • Auch in der konventionellen Putenhaltung treten immer wieder Fälle auf, bei denen die Eintragsquelle nicht identifiziert werden kann

 
Infektionsweg 
  • durch Stapelwirte (= Wirte, in denen sich Parasiten aufhalten und überleben, sich aber nicht vermehren) wie Regenwürmer oder Larven einer Spulwurmart
  • durch Schnecken, Fliegen und Käfer 
  • in bereits infizierten Herden erfolgt die weitere Infektion von Tier zu Tier über die Kloake
 
Klinischer Verlauf 
  • Befall mehrerer Organe
  • Klassische Symptome:
    • Gesträubtes Gefieder
    • Teilnahmslosigkeit
    • Erhöhtes Wärmebedürfnis
    • Schwefelgelben Durchfall
    • Teilweise Zyanosen (= dunkle Verfärbungen der Haut) am Kopf
  • Mortalität variiert, kann aber bei 80 – 100 % liegen
 

Vorbeugende Maßnahmen

 
  • Optimales Hygiene-/ Betriebsmanagement
  • Hühner und Puten nicht zusammenhalten!
  • Jungtiere und erwachsene Puten getrennt halten
  • Erhöhtes Risiko bei Tieren in Freilandhaltung
  • Auslauffläche regelmäßig wechseln, umpflügen und mit Branntkalk behandeln --> Link zu Kapitel Auslaufpflege
 
Behandlung 
  • Es stehen keine in der EU zugelassen Medikamente zur Verfügung
  • Behandlungsversuche mit pflanzlichen Extrakten wie z.B. Oreganosaft sind häufig nicht erfolgreich
  • Flankierende Maßnahmen: 
    • Stalltemperatur um ca. 2°C erhöhen, damit die Tiere nicht dicht beieinandersitzen.
    • täglich einstreuen, um eine Verbreitung der Infektion über den Kot in der Herde zu verhindern
    • strenge Selektion aller auffälliger Tiere
 

Cestoden / Nematoden

Bezecihnung der ErkrankungWurmbefall

 

Vorkommen 
  • Bei Freilandhaltungen können eher Parasiteninfektionen auftreten
  • Bei reiner Stallhaltung werden diese nicht beobachtet
  • Verschiedene Arten, die zu ähnlichen Symptomen führen
 

Bild fehlt

Infektionsweg 
  • direkte Aufnahme von Larvenstadien ⇒ orale Aufnahme
  • durch Stapelwirte (= Wirte, in denen sich Parasiten aufhalten und überleben, sich aber nicht vermehren) wie Regenwürmer, Schnecken und Käfer
 
Klinischer Verlauf 
  • Abhängig von der Befallstärke
  • Bei starkem Befall Durchfall
  • Schädigung des Darmepithels kann zu Leistungseinbußen führen
 

Vorbeugende Maßnahmen

 
  • Optimales Hygiene-/ Betriebsmanagement 
  • Hühner und Puten nicht zusammenhalten!
  • Jungtiere und erwachsene Puten getrennt halten
  • Pfützen im Auslauf vermeiden
  • Zwischenwirte bekämpfen z.B. Käfer im Stall
  • Einstreu trocken halten
 
Behandlung 
  • Kontrolle des Infektionsstatus mittels Kotuntersuchungen (bei reiner Stallhaltung i.d.R. nicht erforderlich, nur bei konkretem Verdacht)
  • Bei starkem Befall Behandlung mit Antiparasitikum
 

5.1.4 Infektiöse Darmerkrankungen

Infektiöse Darmerkrankungen werden besonders häufig bei jungen Puten beobachtet. Unter dem Begriff infektiöse Darmerkrankung wird ein Krankheitsbild zusammengefasst, dass mit einer Vielzahl von

  • unterschiedlichen Viren (z.B. Coronaviren, Caliciviren, Reoviren, Rotaviren, Astroviren)
  • bakteriellen Erregern wie E.coli, Campylobacter, Clostridien
  • Protozoen wie Kokzidien und Cryptosporidien

in Verbindung gebracht wird.

Durch die Infektion mit einem oder mehreren Viren wird zunächst die Darmschleimhaut geschädigt, wodurch es zu einer Entzündung des Darmes kommt. Zudem begünstigt die Virusinfektion die Vermehrung von bakteriellen Erregern und somit eine sekundäre, bakterielle Infektion.

Hierbei kann es zu einer irreversiblen Schädigung der Darmzotten kommen, die sich langfristig negativ auf die Nährstoffaufnahme auswirkt. Als Folge davon kommt es zu:

  • einer schlechteren Futterverwertung
  • einer verminderten Leistungsfähigkeit der Tiere
  • einer schlechteren Uniformität der Herde

Damit sind die Erkrankungen nicht nur aus Sicht des Tierwohls, sondern auch aus ökonomischer Sicht von Bedeutung.

Krankheitsverlauf

Bei infektiösen Darmerkrankungen werden allgemein folgenden Symptome beobachtet:

  • Die Tiere sind ruhiger und haben ein erhöhtes Wärmebedürfnis.
  • Durchfall
  • Mögliches Dehydrieren der Tiere aufgrund von Durchfall.
  • Vermindertes Wachstum, einhergehend mit einer reduzierten Gewichtsentwicklung
  • In manchen Fällen hohe Verluste → Bei Beteiligung von Coronaviren kann die Mortalität bei Jungputen im Alter von der ersten bis vierten Lebenswoche bis zu 50 % betragen.
Behandlung
  • Wenn die Tiere vermehrtes Wärmebedürfnis zeigen, sollte die Temperatur um 2 °C erhöht werden. Hierbei gilt es jedoch zu beachten, dass dennoch eine ausreichende Versorgung mit Frischluft sichergestellt wird.
  • Faktoren, die für die Tiere mit Stress verbunden sind und somit das Immunsystem weiter schwächen könnten, sind zu vermeiden.
  • Bei Hinweisen auf bakterielle Sekundärinfektionen sollte eine antibiotische Behandlung durchgeführt werden.
  • Die Gabe von Pre- und Probiotika kann dazu beitragen, das geschädigte Darmmikrobiom wieder aufzubauen.