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Tiergesundheit durch Impfen sicherstellen – wie mache ich es richtig?

Stand 19.04.2024

  • Ludger Cordes, Rothkötter Mischfutterwerk GmbH 
  • Inke Drossé, Deutscher Tierschutzbund E.V.
  • Dr. Andreas Hemme, Die Praxis für Geflügel GbR
  • Marie-Louise Hentschel, BWE-Brüterei Weser-Ems GmbH & Co. KG
  • Prof. Helen Louton, Universität Rostock
  • Steffi Ropel, Biofino GmbH & Co. KG 
  • Silke Schierhold, Landwirtschaftskammer Niedersachsen
  • Dr. Birgit Spindler, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
  • Arnd von Hugo, Landwirt
  • Felix Wesjohann, BWE-Brüterei Weser-Ems GmbH & Co. KG

Förderhinweis
Dieses Dokument wurde im Rahmen des Verbundprojektes Netzwerk Fokus Tierwohl, Förderkennzeichen 28N-4-013-01 bis 28N-4-013-17, durch die Arbeitsgruppe „Masthühner“ des Tierwohl-Kompetenzzentrums Geflügel erarbeitet und durch DLG e.V. methodisch-didaktisch aufbereitet. 
Das Verbundprojekt der Landwirtschaftskammern und landwirtschaftlichen Einrichtungen aller Bundesländer hat das Ziel, den Wissenstransfer in die Praxis zu verbessern, um rinder-, schweine- und geflügelhaltende Betriebe hinsichtlich einer tierwohlgerechten, umweltschonenden und nachhaltigen Nutztierhaltung zukunftsfähig zu machen. 
Das Projekt wird gefördert durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages. 

Alle Informationen und Hinweise ohne jede Gewähr und Haftung.

Herausgeber

DLG e.V.
Fachzentrum Landwirtschaft
Eschborner Landstraße 122
60489 Frankfurt am Main

Vervielfältigung und Übertragung einzelner Textabschnitte, Zeichnungen oder Bilder (auch für den Zweck der Unterrichtsgestaltung) sowie Bereitstellung des Merkblattes im Ganzen oder in Teilen zur Ansicht oder zum Download durch Dritte nur nach vorheriger Genehmigung durch die fachlich zuständige Geschäftsstelle des Tierwohl-Kompetenzzentrums und DLG e.V., Servicebereich Marketing, Tel. +49 69 24788-209, [email protected]

 

Einleitung

Impfungen sind ein wichtiges Instrument, um die Tiergesundheit aufrecht zu erhalten und zu verbessern. Sie stellen eine prophylaktische Maßnahme dar, um Infektionen mit Krankheitserregern zu vermeiden.

Zusätzlich trägt die regelmäßige Durchführung von Impfungen dazu bei, die Verbreitung von Zoonoseerregern zu verringern. Sie sind weiterhin ein wichtiger Bestandteil der Tierseuchenbekämpfung. So ist die Impfung gegen Newcastle Disease in der Haltung von Masthühnern verpflichtend.

(Weitere Informationen zur Newcastle Disease und deren Bekämpfungsstrategie erhalten Sie hier: tierseucheninfo.niedersachsen.de/anzeigepflichtige_tierseuchen/gefluegelseuchen/newcastle_krankheit/newcastle-disease-21656.html)

In Hinblick auf die kommenden Jahre ist davon auszugehen, dass Impfkonzepte zunehmend an Bedeutung gewinnen werden. So wird der Einsatz von Antibiotika zur Behandlung von Infektionskrankheiten hinsichtlich der Produktion von rückstandsfreien Lebensmitteln diskutiert und steht zudem in Verbindung mit der Bildung von hoch resistenten Keimen in der Kritik.1

Von Seiten der Europäischen Union wird daher eine gezielte Durchführung von Impfstrategien gefordert, um die Anzahl an therapeutischen Behandlungen zu reduzieren.1

Grundsätzlich gilt jedoch, dass Impfungen als Einzelmaßnahme nicht ausreichend sind, um die Tiergesundheit und somit auch das Tierwohl sicherzustellen. Impfungen sollten vielmehr als Teil eines Gesamtkonzeptes gesehen werden, in dem ebenso der Hygiene und dem Management eine große Bedeutung zukommt. Daher sind Impfkonzepte auch auf die jeweilige Situation des einzelnen Betriebes abzustimmen und sollten in enger Absprache mit dem bestandsbetreuenden Tierarzt / der bestandsbetreuenden Tierärztin erstellt werden.

Gegen welche Erkrankungen wird das Masthuhn geimpft?

In Tabelle 1 sind die Erkrankungen aufgeführt, bei denen üblicher Weise eine Impfung durchgeführt wird, um die Tiere vor einer Infektion zu schützen. Die Newcastle Disease ist dabei die einzige Erkrankung, bei der die Impfung verpflichtend ist. 

Tabelle 1: Infektionskrankheiten, gegen die Masthühner geimpft werden*
ErkrankungenZeitpunkt der ImpfungVerabreichungsformAnmerkungen
Newcastle Disease (ND) 
  • Brüterei
  • 7. bis 20. Lebenstag
 
 
  • In-ovo
  • Sprühimpfung
  • Tränkwasser
 
In der Brüterei erfolgt die Impfung auch in Kombination mit Marek.
Aviäre Rhinotracheitis (ART) 
  • 7. bis 9. Lebenstag
 
 
  • Sprühimpfung
  • Tränkwasser
 

In der Praxis hat sich die Sprühimpfung als bessere Verabreichungsform bewährt.

Die ART-Impfung wird nicht routinemäßig durchgeführt, sondern erfolgt in Absprache mit dem bestandsbetreuenden Tierarzt nur dann, wenn die Infektion bereits wiederholt auf dem Betrieb in Herden aufgetreten ist.

Infektiöse Bronchitis (IB) 
  • Brüterei oder bei Einstallung
  • Zweite Impfung am 10. bis 18. Lebenstag
 
 
  • Sprühimpfung
  • Tränkwasser
 

In der Praxis hat sich die Sprühimpfung als bessere Verabrechungsform bewährt.

Es stehen viele verschiedene Impfstämme zur Verfügung.

Die Impfung wird sehr häufig in Masthühnerbeständen durchgeführt. 

Infektiöse Laryngotracheitis (ILT) 
  • Brüterei
 
 
  • In-ovo
  • Nadelimpfung
 
Die Impfung erfolgt meist in Kombination mit der Marek-Impfung. Sie erfolgt nur, wenn auf einem Betrieb bereits Probleme mit ILT aufgetreten sind oder wenn in Verbindung mit einer längeren Haltungsdauer auch gegen Marek geimpft wird.
Gumboro = Infektiöse Bursitis (IBD) 
  • Brüterei
  • 10. bis 23. Lebenstag, abhängig vom eingesetzten Impfstoff
 
 
  • In-ovo
  • Tränkwasser
 

Impfung kann in der Brüterei in Kombination mit einer Marek-Impfung erfolgen.

Es können schwache bis starke Impfstoffe eingesetzt werden. Der Impfzeitpunkt ist abhängig vom Titer der maternalen Antikörper** und dem eingesetzen Impfstoff.
 E-coli 
  • 1. Lebenstag
  • 7. bis 14. Lebenstag
 
 
  • Sprühimpfung
 
Der Erfolg der Impfung zeigt sich häufig erst nach Einsatz in mehreren aufeinanderfolgenden Durchgängen.
Kokzidiose 
  • Brüterei
  • 1. bis 6. Lebenstag
 
 
  • Sprühimpfung
  • Impfstoffgabe über das Futter
  • Tränkwasser
 

Der Erfolg der Impfung zeigt sich häufig erst nach Einsatz im 2. bis 3. aufeinanderfolgenden Durchgang.

Bei der Sprühimpfung wird der Impfstoff auf das Gefieder der Tiere aufgesprüht, so dass die Tiere den Impfstoff vom Gefieder anderer aufnehmen. Dabei gelangt auch ein Teil der ausgebrachten Oozysten in die Umgebung.

Die Impfung im Stall bietet den Vorteil, dass diese Oozysten auch zu einem späteren Zeitpunkt noch aufgenommen werden können.   

Marek-Krankheit 
  • Brüterei
  • 1. Lebenstag
 
 
  • In-ovo
  • Nadelimpfung
 

Die Marek-Impfung erfolgt häufig in Kombination mit anderen Impfstoffen.

Der Impfstoff muss im Gegensatz zu anderen Impfstoffen mit Hilfe von flüssigem Stickstoff gelagert werden.

Da Symptome einer Marekinfektion i.d.R. erst nach Erreichen der 7. Lebenswoche auftreten, wird die Impfung nur bei Tieren durchgeführt, die länger gehalten werden sollen (z.B. ökologische Tierhaltung).

* Die hier angeführten Angaben beruhen auf Erfahrungswerten aus der Praxis. Da der Impfzeitpunkt und die Verabreichungsform auch z.T. vom eingesetzten Impfstoff abhängig sind, sollte immer die Absprache mit dem / der bestandsbetreuenden Tierarzt / Tierärztin erfolgen. 

** Maternale Antikörper, sind Antikörper die von der Henne gebildet werden und das Küken bereits vor dem Schlupf im Ei aufnimmt. Sie bieten nach dem Schlupf für eine bestimmte Zeit einen Schutz vor der Infektion. Allerdings werden maternale Antikörper mit der Zeit abgebaut, so dass das Tier neue Antikörper bilden muss, um vor einer Infektion geschützt zu sein. Diese Antikörper-Bildung wird mit Hilfe des Impfstoffes angeregt. 

Impfung erfolgt – Herde geschützt?

Ziel einer jeden Impfung ist es, bei möglichst vielen Tieren einer Herde einen Impfschutz aufzubauen. Jedoch sollte nicht davon ausgegangen werden, dass nach einmaliger Impfung auch 100% der Herde vor einer Infektion geschützt sind. So gibt es in jeder Herde auch immer Tiere, die nach der erfolgten, sachgerechten Impfung keine Immunantwort zeigen. Dieser Tiere bezeichnet man als sogenannte „Nonresponder“.

Mit Hilfe von Mehrfachimpfungen kann der Anteil an Nonrespondern reduziert werden. Jedoch werden Masthühner in der Regel aufgrund der verhältnismäßig kurzen Haltungsdauer nur einmalig geimpft. Je nach Betriebssituation können aber auch Mehrfachimpfungen sinnvoll sein.

Auch bei erfolgreich durchgeführter Impfung, gibt es verschiedene Situationen, die trotz Impfung zur Erkrankung der Herde führen können. In diesem Fall spricht man von einem sogenannten Impfdurchbruch. Im Folgenden sollen die unterschiedlichen Szenarien erläutert werden:

Das Grundprinzip der Impfung basiert darauf, dass den Tieren Antigene eines Krankheitserregers verabreicht werden, um eine Immunantwort zu stimulieren. Der Tierkörper bildet nach erfolgter Applikation unter anderem Antikörper gegen die entsprechenden Antigene.

Krankheitserreger können sich jedoch im Feld verändern. Geht diese Anpassung des Felderregers mit einer Veränderung der Antigenstruktur einher, kann es trotz Impfung zu einem Impfdurchbruch kommen. Die Impfantikörper können in diesem Fall nicht mehr an die Oberfläche des Felderregers binden. Sie werden somit nicht neutralisiert und die Tiere erkranken trotz Impfung.3

Ebenso kann ein Impfdurchbruch eintreten, wenn eine Herde mit einem Felderreger in Kontakt kommt, noch bevor die Ausbildung einer belastbaren Immunität abgeschlossen ist.3

Im ungünstigen Fall können die Masthühner selbst nach erfolgreicher Immunisierung erkranken. So führt Stress, der sowohl durch infektiöse, aber auch nichtinfektiöse Faktoren ausgelöst wird, zu einer allgemeinen Schwächung des Immunsystems.3 Eine Neutralisierung der Infektionserreger kann in diesem Fall unzureichend erfolgen oder ausbleiben, so dass die Tiere dennoch Symptome zeigen. Die Stressvermeidung ist daher neben der Impfung ein wichtiger Faktor, um die Aufrechterhaltung der Tiergesundheit sicherzustellen.

Wie werden Impfstoffe verabreicht?

Abhängig von den Eigenschaften des verwendeten Impfstoffes erfolgt die Applikation auf unterschiedliche Art und Weise:

  • Lebendimpfstoffe ⇒ Lebendimpfstoffe enthalten vermehrungsfähige Erreger. Allerdings handelt es sich hierbei um Erreger, bei denen die krankmachenden Eigenschaften stark eingeschränkt wurden, so dass die Tiere nach erfolgter Impfung nicht erkranken. Lebendimpfstoffe werden meist über das Tränkwasser oder als Spray verabreicht.2 Eine Ausnahme stellt hierbei die Marek-Impfung dar, bei der die Impfung entweder unter die Haut oder in den Muskel appliziert wird (Nadelimpfung).
  • Inaktivimpstoffe ⇒ Impfstoffe, die inaktivierte, nicht vermehrungsfähige Erreger enthalten. Sie müssen in der Regel durch eine Nadelimpfung verabreicht werden.2 Inaktivimpfstoffe kommen bei Masthühnern jedoch nicht zum Einsatz.
  • In-ovo-Impfungen ⇒ Bei In-ovo-Impfungen wird der Impfstoff um den 18. / 19. Bebrütungstag direkt in das Ei appliziert. Diese Form der Impfstoffapplikation spielt zunehmend bei der Haltung von langsam-wachsenden Genetiken eine Rolle. Neben der Nadelimpfung, kann die Marek-Impfung auch bereits vor dem Schlupf als in-ovo-Impfung durchgeführ werden.   

Tränkwasserimpfstoffe – die häufigste Form der Impfstoffapplikation

Bei Masthühnern erfolgt die Verabreichung von Impfstoffen zum Großteil über das Tränkwasser. Um den Zeitpunkt der Impfung sollten Stressfaktoren, wie zum Beispiel Futterumstellungen, soweit wie möglich vermieden werden.4 Jedoch lässt sich diese Vorgabe in bestimmten Fällen z.B. bei der Impfung gegen Gumboro nicht immer realisieren.

Um den Impfstoff nicht zu schädigen, ist eine sehr gute Wasserqualität sicherzustellen (Abbildung 1). Es empfiehlt sich daher den Impfstoff in Wasser mit Trinkwasserqualität oder ggf. sogar in destilliertem Wasser aufzulösen. Das Anmischen des Impfstoffes muss direkt vor der Verabreichung erfolgen, da die Impfstoffe nach dem Ansetzen nur eine begrenzte Haltbargeit von wenigen Stunden aufweisen.4 Zudem muss das Anmischen in einem sauberen Gefäß (Impfeimer) durchgeführt werden.

Lebendimpfstoffe, die über das Tränkwasser verabreicht werden sind besonders empfindlich gegenüber1:

  1. Hohen Temperaturen – die Tränkelinien sollten daher mit frischem, kühlem Wasser befüllt werden. Die Aufwärmschleifen sind vor der Verabreichung des Impfstoffes abzuschalten.
  2. Tränkwasserzusätzen wie Chlor und organischen Säuren – bei regelmäßigem Einsatz sollte die Zugabe 2 Tage vor Einsatz des Impfstoffes ausgesetzt werden.
  3. Hohen Ionen-Gehalten (Nitrit /Nitrat /Eisen /Mangan) – die Wasserzusammensetzung sollte in regelmäßigen Abständen überprüft werden. Nähere Informationen hierzu im Orientierungsrahmen Tränkwasser.
  4. Verunreinigungen wie Biofilme und Algen2 – durch gute Tränkewasserhygiene sollte der Bildung von Biofilmen und der Besiedlung mit Algen vorgebeugt werden. Vor der Durchführung der Impfung sollten die Leitungen gespült werden, um Verunreinigungen zu entfernen.

Laut Tierschutznutztierhaltungs-Verordnung muss Masthühnern über den ganzen Tag (24h) hinweg Zugang zu Wasser gewährt werden. Ein Wasserentzug ist nur bei tierärztlicher Indikation zulässig. Wird die Durstzeit zu kurz gewählt, gehen nicht alle Tiere an die Tränke oder nehmen zu wenig Impfstoff auf. Die Folge wäre eine ungleichmäßige Immunität in der Herde, die zu Impfdurchbrüchen führen kann. Eine zu lange Durstzeit schränkt jedoch das Wohlbefinden der Tiere ein.

Die Aufnahme des Impfstoffes sollte innerhalb von 2 Stunden nach dem Anmischen erfolgen. Um zu gewährleisten, dass die Tiere in diesem Zeitraum ausreichend Wasser aufnehmen, sollte bereits während der Dunkelphase ein Wasserentzug durchgeführt werden. Die Gabe des Impfstoffes erfolgt dann mit der einsetzenden Lichtphase.

Die Länge der erforderlichen Durstzeit als auch die eingesetzte Wassermenge variieren in Abhängigkeit von den klimatischen Verhältnissen. So nehmen die Tiere bei hohen Temperaturen schneller die erforderliche Impfstoffmenge über das Wasser auf. Beides sollte daher immer im Vorfeld mit dem / der bestandsbetreuenden Tierarzt /Tierärztin abgestimmt werden.

Damit die Tiere den Impfstoff innerhalb von 2 Stunden nach dem Anmischen aufnehmen, sollte am Vortag zur gleichen Tageszeit die Höhe des Wasserverbrauchs bestimmt werden. Beim Ansetzen des Impfstoffes ist zu berücksichtigen, dass die Tiere im Vorfeld der Impfung bereits dursten. Somit entspricht die für die Impfung eingesetzte Wassermenge, dem Wasserverbrauch der Tiere während der Durstzeit plus dem Wasserverbrauch innerhalb des 2-Stunden-Zeitfensters nach der Impfung.   

Zur Bestimmung der einzusetzenden Menge kann es hilfreich sein, eine sogenannte Probeimpfung durchzuführen. Bei dieser, wird in einem separaten Gefäß, die für das Anmischen angedachte Wassermenge abgefüllt. Im Anschluss wird beobachtet, wie schnell diese Wassermenge von den Tieren aufgenommen wird. Auch bei der Durchführung der Probeimpfung müssen die Masthühner im Vorfeld dursten, um das Ergebnis auf die eigentliche Impfung übertragen zu können.

Auf Grundlage des bestimmten Wasserverbrauchs am Vortag oder dem Ergebnis der Probeimpfung sollte dann in Absprache mit dem / der bestandsbetreuenden Tierarzt /Tierärztin die optimale Wassermenge zum Auflösen des Impfstoffes und die Dauer der Durstzeit festgelegt werden. 

Zusätzlich zu dem eigentlichen Impfstoff können dem Tränkwasser Stabilisatoren zugesetzt werden. Diese Stoffe sollen dazu beitragen, dass der Impfstoff während des Verabreichens nicht geschädigt wird und die Tiere somit ausreichend Impfstoff aufnehmen, um eine stabile Immunität aufzubauen. Zudem enthalten die Stabilisatoren häufig Farbstoffe, die die Durchführung der Impfung erleichtern sollen (Abbildung 3). So kann mit Hilfe des Farbstoffes geprüft werden, ob die Tränkeleitungen zu Beginn der Impfung vollständig mit Impfstofflösung gefüllt sind. Zudem führen die Farbstoffe bei ausreichender Aufnahme durch die Masthühner zu einer Blaufärbung der Zunge. Die ausreichende Impfstoffaufnahme kann somit leicht kontrolliert werden.

Die Zungenfärbung kann man sich als Indikator auch bereits bei der Probeimpfung zu nutzen machen. Wird auch hier der Stabilisator dem Tränkwasser zugesetzt, kann neben dem Wasserverbrauch auch zusätzlich die Zungenfärbung kontrolliert werden.

Jedoch sind nicht alle Stabilisatoren für die ökologische Tierhaltung zugelassen, daher sollte die Zulassung im Vorfeld geprüft werden. Neben den angeführten Stabilisatoren kann z.B. auch Magermilchpulver als Stabilisator eingesetzt werden.

Während der eigentlichen Impfung sollten regelmäßige Stalldurchgänge erfolgen. Ruhende Tiere werden dadurch animiert aufzustehen und die Tränken aufzusuchen.4 Ebenso kann eine Erhöhung der Lichtintensität dazu beitragen, die Tiere zur Wasseraufnahme anzuregen. Die Impfstoffaufnahme ist durch die Beobachtung des Tierverhaltens und des Wasserverbrauchs zu kontrollieren.

Nach erfolgter Impfung sollten die Wasserleitungen erneut ausreichend gespült werden. Impfstoffreste, die die Bildung von Biofilmen begünstigen könnten, werden dadurch aus den Leitungen entfernt.

Impferfolg durch richtige Durchführung – die „Gute Impfpraxis“

Um einen guten Impferfolg zu erzielen, sind folgenden Faktoren grundsätzlich zu beachten:

  • Die Herde sollte zum Zeitpunkt der Impfung gesund sein.
  • Die Impffähigkeit ist vor Durchführung der Impfung durch den /die bestandsbetreuende/n Tierarzt /Tierärztin zu bescheinigen.
  • Impfstoffe sind vor dem Einsatz gekühlt (bei 2- 8°C) und lichtgeschützt zu lagern. Eine Ausnahme stellt hierbei der Impfstoff gegen die Mareksche Krankheit dar, der mit Hilfe von Flüssigstickstoff gelagert werden muss.
  • Es ist darauf zu achten, dass das Haltbarkeitsdatum des Impfstoffes nicht überschritten wird.
  • Die Impfungen sind entsprechend der beiliegenden Gebrauchsanweisungen durchzuführen.
  • Um Verunreinigungen des Impfstoffes zu vermeiden, sollte zum Anmischen des Impfstoffes ein Gefäß (Impfeimer) bereitstehen, das nur für die Durchführung von Impfungen genutzt wird.

Weiterhin sollten jegliche Stressfaktoren nach Verabreichung des Impfstoffes soweit wie möglich vermieden werden. Nur so haben die Masthühner die Möglichkeit, eine stabile Immunität auszubilden und sind im weiteren Verlauf der Mast ausreichend vor einer Erkrankung geschützt.4

Welche Fehler gilt es zu vermeiden!

Bei nicht sachgerechter Durchführung einer Impfung besteht das Risiko, dass die Masthühner nur eine unvollständige Immunität aufbauen. Die folgenden Fehlerquellen sollten daher im Vorfeld ausgeschlossen werden3:

  • Unsachgemäße Lagerung, so darf der Impfstoff z.B. nicht gefrieren. Es ist darauf zu achten, dass die Kühltaschen, in denen sich der Impfstoff befindet, nicht zu dicht an der Rückwand des Kühlschranks stehen. 
  • Mangelhafte Kühlung beim Transport des Impfstoffes
  • Nichtbeachtung des Haltbarkeitsdatum
  • Fehlerhafte und /oder unsaubere Impfstoffaufbereitung im Bestand
  • Fehlerhafte Dosierung des Impfstoffes
  • Nicht ausreichende Tränkwasserqualität - der Impfstoff kann durch verschiedene Faktoren geschädigt werden: Es muss daher sichergestellt werden, dass die physikalischen und chemischen Tränkwasserparameter den Soll-Werten entsprechen und das Wasser keine Verunreinigungen oder Algen enthält. Um eine gute Wasserqualität sicherzustellen, ist der Einsatz von destilliertem Wasser zu empfehlen.
  • Die Wege zwischen Vorlaufbehälter und Tränken dürfen nicht zu lang sein.
  • Das Tränkewasser muss frei von Reinigungs-, Desinfektions- oder Arzneimittelresten sein. Daher sollte zwei Tage vor und unmittelbar nach der Impfung von deren Einsatz abgesehen werden.

Fazit

Betriebsindividuelle Impfkonzepte tragen neben der Tierhygiene und dem Herdenmanagement zur Aufrechterhaltung der Tiergesundheit und somit auch zu einem höheren Maß an Tierwohl in der Masthühnerhaltung bei. Jedoch müssen hierzu die Vorgaben bezüglich der Lagerung und der Durchführung genaustens beachtet werden. Nur bei richtiger Handhabung können die Tiere eine ausreichende Immunität aufbauen und somit ein guter Impferfolg erzielt werden.  

Literatur

  • 1 Arnold, T. (2022): Schutzimpfungen. Geflügeljahrbuch, 246-257.
  • 2 Rautenschlein, S. und M. Ryll (2014): Erkrankungen des Nutzgeflügels, Verlag Eugen Ulmer Stuttgart 
  • 3 Siegmann, O. und U. Neumann (2012): Kompendium der Geflügelkrankheiten, Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Hannover
  • 4 DGS Sonderheft 8 /2022 Schwerpunkt Tiergesundheit: Ein kleiner Schritt für einen großen Schutz, S. 4-7.