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Für gesunde Fußballen muss der Pute die Einstreu gefallen

Die Fußballengesundheit von Puten ist insbesondere unter Tierschutzaspekten von großer Bedeutung. Das Einstreumanagement hat dabei einen signifikanten Einfluss auf das Auftreten von Fußballenveränderungen. Wie kann man die Fußballengesundheit im Putenbestand regelmäßig kontrollieren und welche Möglichkeiten gibt es, das Einstreumanagement zu optimieren? Die Experten Dr. Daniel Gieseke (Universität Kassel) und Dr. Kathrin Toppel (Hochschule Osnabrück) informierten dazu in einer Online-Veranstaltung der Landwirtschaftskammer NRW im Rahmen des Netzwerks Fokus Tierwohl.

Fußballenveränderungen treten an Sohlen-, aber auch an Zehenballen auf. Tierhalter:innen können Abweichungen bei der Fußballengesundheit an Merkmalen wie abstehenden Hautschuppen, rauen Oberflächen, Rissen, Nekrosen, Verhornungen, Schwellungen und Geschwüren erkennen. Auch bereits abgeheilte Prozesse können erfasst werden, da sich das gebildete Narbengewebe als glatte weiße Fläche am Fußballen abzeichnet. Bei der Bewertung im Stall kann die Tiefe der Fußballenveränderungen nicht bestimmt werden. Es ist jedoch davon auszugehen, dass je größer die Veränderung am Sohlenballen ist, das Risiko für tiefe Hautverletzungen, Entzündungen und somit für Schmerzen bei der Pute steigt.

Fussballengesundheit durch Bonitur systematisch erfassen

Dr. Gieseke erklärte zunächst, wie Putenhalter:innen im Rahmen der betrieblichen Eigenkontrolle die Fußballengesundheit im Bestand mit Hilfe einer Bonitur frühzeitig erfassen können. Bei der Bonitur wird der Zustand der Fußballen je nach Schweregrad der Veränderungen in eine von drei Stufen (0, 1 oder 2) eingeordnet (siehe Tabelle 1). Zu beachten sei dabei, so Dr. Gieseke, dass vom Tierhalter stets beide Füße angeschaut werden. Bonitiert werde dann immer der schlechtere Fußballen.  Mit 50 Tieren pro Herde aus allen Bereichen der Haltungseinheit könne eine gute Stichprobe gezogen werden. Diese Bonitierung sollte einmal in der Aufzucht (4./5. Lebenswoche) und zwei Mal in der Mastphase (12. und 16. Lebenswoche) durchgeführt werden. Zieht man die Tiere nicht selber auf, sollte direkt bei der Einstallung eine Bonitur durchgeführt werden.

Tabelle 1: Beschreibung der Boniturnoten bei Fußballenveränderungen (Quelle: KTBL Leitfaden für die Praxis – Geflügel)
BoniturnoteBeschreibung
0Keine Fußballenveränderungen: Maximale Verfärbungen / Läsionen unter 0,3 cm
1Leichte bis mittlere Fussballenveränderungen: bis 50% des Sohlenballens oder Zehenballens weise dunkle Areale oder Läsionen auf
2Schwere Fussballenveränderungen: über 50% des Sohlenballens oder Zehlenballens weisen dunkle Areale oder Läsionen auf 

Einstreumanagement hat großen Einfluss auf die Fußballengesundheit

Nachdem die Teilnehmer:innen anhand von mehreren Beispielbildern selbst eine Bonitur durchführen konnten, ging Dr. Toppel auf die Einstreuqualität als Haupteinflussfaktor auf die Fußballengesundheit ein. Erste Risse im Fußballen können bereits entstehen, sobald die Puten 48 Stunden auf nasser und feuchter Einstreu stehen. Das Einstreumanagement spielt hier somit eine entscheidende Rolle, zumal Untersuchungen gezeigt haben, dass die Verletzungen auch unter Narbenbildung in einem Zeitfenster von 14 Tagen wieder abheilen können, wenn sichergestellt wird, dass die Einstreu trocken ist. In einer guten Einstreu sollte als Ziel ein Trockensubstanzgehalt von 80 % angestrebt werden. Ab < 65 % TS in der Einstreu ist das Risiko für Fußballenveränderungen deutlich erhöht, da die mikrobielle Aktivität in der Einstreu sowie die Ammoniakkonzentration im Stall ansteigen. Die Mikroorganismen setzen die Harnsäure aus dem Kot um, dadurch wird Ammoniak freigesetzt, der wiederum die Haut des Fußballens angreift. Der pH-Wert in der Einstreu sollte < 5 sein. Je höher der pH-Wert ist, desto größer ist das Risiko einer Vermehrung und Aktivität von Mikroben, wodurch Reizungen und Entzündungen der Fußballenhaut entstehen können. Ein weiterer Faktor für eine gute Einstreuqualität ist der aw-Wert, welcher die Wasseraktivität beschreibt. Zielwert ist hier < 0,8. Routinemäßig kann dieser Wert noch nicht erfasst werden, dennoch liefern die visuellen Kontrollen bereits einen guten Hinweis zur Einstreufeuchte.

Die Einstreufeuchte wird durch Harn, Kot, Zuluft, Temperatur und relative Luftfeuchte beeinflusst. Einen wesentlichen Faktor für die Gesunderhaltung der Fußballen stellt die Wahl des Einstreumaterials dar. Pelletiertes /granuliertes Material weist im Vergleich zu (Häcksel-)Stroh ein verbessertes Wasseraufnahme- und Abgabevermögen auf. Zudem kann das Material durchgearbeitet werden. Durch das Durcharbeiten kann die Einstreu besser abtrocknen und einem Temperaturanstieg in der Einstreu entgegengewirkt werden. Eine weitere Möglichkeit Einfluss auf die Fußballengesundheit über die Einstreu zu nehmen ist der Einsatz von Einstreuzusätzen. Der pH-Wert wird aktiv auf 2 reduziert, im Gegensatz zu einer Standardeinstreu ohne Zusätzen (pH 6-7), sodass der Fuß trockener steht und es weniger Sohlenballenentzündungen durch gehemmte Mikrobenaktivität gibt, so Dr. Toppel. Weitere Maßnahmen für gesunde Fußballen ist das Nachstreuen der Einstreu, welches zeitlich bedarfsgerecht erfolgen sollte. Ein erhöhter Bedarf kann bspw. beim Futterwechsel von Fütterungsphase P3 zu P4, nach Salzgabe bei vermehrtem Picken und bei Impfmaßnahmen vorhanden sein. Ebenso empfiehlt Dr. Toppel, bereichsorientiert nachzustreuen und die Einstreu besonders unter den Tränken, der Aktivitätsfläche und den Futterschalen im Blick zu behalten.

Autorin: Viola Erfkämper, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen