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  • Bernhard Feller, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen
  • Stefan Leuer, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen
  • Christian Meyer, Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein
  • Georg Silkenbömer, Landwirt
  • Dr. Sabine Schütze, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen
  • Sandra Terletzki, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen
  • Laura Schönberg, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen

Die Fixierung von Sauen im Deckzentrum und somit die Einzelhaltung der Tiere war nach der alten Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutztV) vom Absetzen bis maximal vier Wochen nach dem Belegen erlaubt. Nach der Novellierung der TierSchNutztV im Februar 2021 müssen den Sauen - nach einer Übergangsfrist von acht Jahren - im Zeitraum zwischen dem Absetzen und der Belegung zukünftig jeweils 5 m² zur Verfügung gestellt sowie die Haltung in der Gruppe ermöglicht werden. Die Fixierung ist dabei ausschließlich zum Zweck der Rauschekontrolle, des Besamungsvorgangs oder medizinischer Behandlungen zulässig. Aufgrund des hohen Platzbedarfs im Deckzentrum werden einige Landwirt:innen vermutlich zukünftig die Haltungsdauer in diesem Haltungsabschnitt verringern. Folgend werden die Umrauscherkontrolle, Belegung von Umrauschern sowie die Trächtigkeitskontrolle zum Teil in den Wartebereich verlagert.1 Nahezu alle sauenhaltenden Betriebe stehen damit derzeit vor der Entscheidung, ob und wie sie ihren Deckbereich zukunftsfähig gestalten. Spätestens drei Jahre nach dem Inkrafttreten der Änderung der TierSchNutztV müssen Landwirt:innen ein Betriebs- und Umbaukonzept für den Deckbereich vorlegen, wenn sie planen, zukünftig die Sauenhaltung fortzuführen. Landwirt:innen, die die Sauenhaltung beenden wollen, müssen dies verbindlich bei der Behörde erklären und fünf Jahre nach Inkrafttreten (Februar 2026) die Sauenhaltung einstellen.
Im Rahmen des MuD-Projekts „Verbesserung und Anreichung der Haltungsumgebung tragender Sauen“ und des Projektes „Erprobung und Bewertung neuer Haltungsverfahren von Sauen im Deckzentrum“ wurden auf verschiedenen Betrieben Erfahrungen hinsichtlich des Neu- und Umbaus des Deckzentrums gesammelt, welche praktische Landwirt:innen bei Entscheidungen unterstützen sollen.
 

Die Buchtenstruktur

Das Deckzentrum muss verschiedene Funktionen erfüllen. Es dient nicht nur zur Besamung der Sau (mit oder ohne kurzzeitige Fixierung), sondern muss den Sauen auch die Gruppenfindung mit stattfindenden Rangkämpfen sowie das Ausleben verschiedener Verhaltensweisen während der Rausche ermöglichen.2 Von den zukünftig 5 m² erforderlicher Fläche je Sau müssen 1,3 m² als Liegefläche (max. 15 % Perforation) zur Verfügung stehen. Bei der Buchtengestaltung stehen primär Vorgaben zur nutzbaren Bodenfläche, der Strukturierung mit Rückzugsmöglichkeiten, Futter, Wasser, Raufutterangebot und die Anordnung der Liegefläche im Fokus.1 Dabei sollten die Funktionsbereiche „Liegen“ und „Aktivität“ voneinander getrennt werden, wobei der Fressbereich als Aktivitätsbereich gewertet werden darf. Die Buchtenstruktur kann dabei variieren. Es können beispielsweise Zwei- oder Drei-Flächen-Buchten mit kurzzeitigen Fixierungsmöglichkeiten gewählt werden. Beispiele sind in Abbildung 1 dargestellt. Rückzugsmöglichkeiten für die Sauen sind zukünftig notwendig, wobei Fress-/Liegebuchten oder andere Fressplätze dafür nicht angerechnet werden dürfen, auch wenn die Sauen sich gerne im Selbstfang-Fressliegestand ablegen.3

Die Arena

Beim Zusammengruppieren von Sauen nach dem Absetzen kommt es häufig zu Rangkämpfen, die zum Teil rabiat ausgetragen werden. Diese dienen der Bildung der Rangordnung und werden ggf. durch das Rauscheverhalten verstärkt.4Um das Verletzungsrisiko bei Kämpfen zu minimieren, eignet sich eine Arenabucht. Diese dient dazu, dass die Sauen noch vor der Rausche und Belegung ihre Rangkämpfe in einer geeigneten Haltungsumwelt austragen können.5 Vom 3. – 8. Tag nach dem Absetzen kommen die Sauen in die Rausche und können belegt werden. Anschließend findet zwischen dem 11. – 21. Tag die Einnistung der Embryonen in die Gebärmutter statt. In dieser kritischen Phase sollten Stress und Unruhe bei den Tieren vermieden werden, da die befruchteten Eizellen besonders schnell absterben können. Daher sollte die Bildung der Rangordnung unmittelbar nach dem Absetzen erfolgen. Die Tiere sollten daraufhin entweder kurz nach dem Belegen oder vier Wochen danach in den Wartestall umgestallt werden.1
Als Arena ist bei ausreichendem Platzangebot auch das Deckzentrum geeignet. 5 m² je Tier müssen dabei in diesem Bereich vorgehalten werden. Es sollten gewisse Anforderungen beachtet werden: Der Boden einer Arena sollte trocken und rutschfest sein, um die Verletzungsgefahr zu minimieren. Ein planbefestigter Boden ist vorzuziehen, da er schonender für die Klauen ist. Liegebereiche müssen so strukturiert werden, dass sie trocken und sauber bleiben. Dies kann durch die Ausbildung von Liegekojen, Licht, die Luftführung, Bodengestaltung und weitere Faktoren beeinflusst werden. Eine Möglichkeit um die Verletzungsgefahr zu minimieren, ist eine leichte Strohauflage, die scharfe Kanten am Boden abdeckt.2 In der Arena sollten den Tieren ausreichend Ausweich- und Rückzugsmöglichkeiten, Platz sowie Einstreu, idealerweise Tiefstreu, zur Verfügung stehen. Als Ausweichmöglichkeit können gut platzierte, eher kurze Sichtschutzwände mit Fluchtmöglichkeit oder ein zusätzlicher zweiter Ausgang zum Auslauf dienen, falls dieser auf dem Betrieb vorhanden ist. Im Idealfall ist die Arena rund und ohne Ecken, in denen rangniedrige Tiere eingeengt werden können. Dies ist baulich jedoch meist nicht realisierbar. Daher sollte ein möglichst quadratischer Aufenthaltsbereich für die Tiere ausgewählt werden. Die Laufgangbreite sollte dabei mindestens 3 Meter betragen, damit sich die Tiere ausweichen können.2 Die Bucht sollte kritisch überprüft werden und Gegenstände, an denen sich die Tiere verletzen können, sollten vermieden werden. Nippeltränken sollten beispielsweise nur mit einem Schutzbügel verwendet werden, um die Verletzungsgefahr an Tränken zu minimieren. Falls es keine ausreichende Möglichkeit für eine Arena gibt, kann mit Hilfe von Kunststoffwänden auf Rollen eine mobile Arena gebildet werden. Bereits ein paar Stunden bis ein Tag können in der Regel zur Bildung der Rangordnung ausreichen.²  Je geringer die Unterschiede der Kraftverhältnisse der Tiere sind, desto länger dauert jedoch die Bildung. Sollten im Nachhinein weitere Aggressionen auftreten, sind diese auf ein Minimum zu beschränken. Als Maßnahme dienen beispielsweise zusätzliche Futtervorlagen zur Gruppierung, Stroh- und Raufuttergaben sowie das unverzügliche Separieren auffälliger Sauen.6

Wie viel Platz für die Sauen in der Gruppenhaltung im Deckzentrum tatsächlich am besten ist, hängt von den Gegebenheiten des jeweiligen Betriebes ab. Es kommt darauf an, ob den Sauen eine Arena zur Verfügung steht, ob die Tiere auf Tiefstreu oder Spalten laufen und wie trittsicher die Böden sind. Die Mindestfläche in der Arena sollte jedoch 5 m² betragen.7 Ein weiterer nicht zu unterschätzender Faktor ist das Verhalten der einzelnen Tiere während der Rausche.
 

Deck-/Wartestall

Der Gruppengröße im Deckzentrum sind fast keine Grenzen gesetzt, jedoch sollten die Gegebenheiten im nachfolgenden Wartestall beachtet werden. Dorthin können die Sauen nach dem Belegen umgestallt werden, wenn nicht bereits ein kombinierter Deck-/Wartestall eingesetzt wird. Bei der finalen Gruppenbildung im Wartestall ist es von Vorteil, wenn keine unbekannten Tiere dazu gestallt werden, um die Gruppe zu vergrößern. Nach Möglichkeit sollte daher nur eine Verkleinerung der Gruppe nach der Umstallung erfolgen. Jungsauen sollten aufgrund ihrer Kondition bis zur ersten Abferkelung getrennt von Altsauen aufgestallt werden. Die Unterschiede zwischen den Anforderungen im Deck- und Wartestall haben sich angepasst, sodass der Deckstall je nach Betrieb auch gleichzeitig als Wartestall genutzt werden kann.7 Jedoch muss das ausreichende Platzangebot für jedes Tier im Deckzentrum muss dabei berücksichtigt werden. Damit die Sauen in der Gruppenhaltung ausreichend Ruhe finden, sollten Rückzugsmöglichkeiten geschaffen werden. Dies ist beispielsweise durch Sichtblenden, Ausläufe, klar abgetrennte Buchtenbereiche oder auch Strohballen möglich.6

 

Fixiermöglichkeiten

Um zukünftig eine Möglichkeit zur kurzzeitigen Fixierung während der Besamung vorzuhalten, eignen sich anstelle von Kastenständen Selbstfangbuchten oder Selbstfang-Fressliegebuchten. In diesen können die Tiere selber entscheiden, wo sie sich aufhalten möchten, können gegebenenfalls jedoch auch kurzzeitig darin fixiert und auch gefüttert werden. Das Verhältnis dieser Buchten ist abhängig von der Art der Fütterung und Besamung zu wählen. Sollen beispielsweise alle Tiere des Deckzentrums während der Besamung gleichzeitig fixiert werden, ist ein Verhältnis von 1:1 zu wählen.1,7 Gleiches Verhältnis wird für die Fressplätze empfohlen.1 Diese Fixiermöglichkeiten dienen zusätzlich auch als Rückzugsmöglichkeit für die Tiere und gleichzeitig dem Selbstschutz. Der Vorteil ist, dass rangniedrigere Tiere sich darin schützen können und jedes Tier zur gleichen Zeit ungestört Futter aufnehmen kann. Dies vermeidet zum Teil Aggressionen, weshalb das Herausnehmen auffälliger Sauen reduziert werden kann.3

Korbbuchten bringen den Vorteil mit sich, dass den Tieren nach dem Besamungsvorgang und dem Öffnen durch den Landwirt mehr Bewegungsraum durch einen verbreiterten Laufgang in der Bucht zur Verfügung steht. Sie ist vor allem bei geringen Tierzahlen und schmalen Umbauvarianten zu empfehlen, da das Öffnen und Schließen viel Zeit in Anspruch nimmt. Die Sauen können durch diese baulichen Einrichtungen kurzzeitig zum Besamen fixiert werden, was den Arbeitsaufwand verringert und gleichzeitig dem Arbeitsschutz dient. Eine Umbaumöglichkeit zum kurzzeitigen Fixieren der Sauen ist in Abbildung 2 zu sehen. Zum schnellen Fixieren der Sauen wurde der alte Schließmechanismus ausgebaut und durch ein Brett ersetzt, welches über einen Seilzug mit einem Handgriff heruntergelassen werden kann. So werden immer vier Sauen gleichzeitig fixiert.
Aber auch ohne Fixiermöglichkeiten ist das Deckzentrum in seiner Funktion einsetzbar, weshalb die Kastenstände auch komplett ausgebaut oder gekürzt und so als Fressplatzteiler genutzt werden könnten.5 Das freie Belegen ohne Fixierung benötigt mehr Augenmerk auf den Tier- und Arbeitsschutz.² Denn nicht nur die Sauen verletzen sich in dieser sensiblen Phase gegenseitig, sondern auch die Landwirt:innen können durch die Sauen verletzt werden.4

Bei der Untersuchung an der LSZ Boxberg dauerte eine Besamung im Stand pro Tier 1,6 Ak Minuten und eine freie Besamung mehr als 4 Ak Minuten je Tier. Das freie Besamen nimmt somit mehr Zeit in Anspruch als die Besamung einer fixierten Sau.

Das Besamen

Das Besamen der Sauen findet in der Regel zwischen dem 3. - 8. Tag nach dem Absetzen während der Rausche statt. Während des Besamungsvorgangs ist die kurzzeitige Fixierung der Sauen weiterhin erlaubt. Beachtet werden muss jedoch, dass die Fixierdauer bei Tieren, die das Fixieren nicht gewohnt sind, so kurz wie möglich gehalten werden sollte. Ansonsten werden die Versuche, sich während des Besamens zu befreien und somit auch die Verletzungsgefahr der Tiere steigen.3
Eine andere Möglichkeit ist das Besamen in der Gruppe, bei der die Sauen fixiert oder frei sein können. Dafür können die Sauen entweder in eine Besamungsbucht neben der Eberbucht verbracht werden oder der Eber in einen sich neben der Sauengruppe befindlichen Eberlaufgang (Abbildung 3). Sollen die Sauen während des Besamungsvorgangs fixiert werden, kann für die Sauen am Eberlaufgang eine Fixiermöglichkeit vorgehalten werden (Abbildung 4). Zu beachten ist, dass jede Sau Kontakt zum Eber erhalten sollte, um Unruhe in der Sauengruppe zu vermeiden. Ist nicht für jede Sau direkter Kontakt zum Eber möglich, sollte in kleineren Gruppen besamt werden.1

Da die Sauen beim Besamen in der Gruppe ein sehr aktives Sexualverhalten aufweisen, sich gegenseitig stoßen und aufreiten und den Menschen nicht mehr als solchen sehen, ist die Verletzungsgefahr der besamenden Personen erhöht. Sie sollten außerdem ausreichend Erfahrung mit Sauen besitzen.3,8 Ausweichmöglichkeiten zum Schutz vor den Tieren sollten beim Bau berücksichtigt werden. Ein Vorteil der Besamung in der Gruppe ist, dass Landwirt:innen zum Teil mehr Informationen über das Brunststadium der Sauen erhalten als bei der Fixierung im Kastenstand. Bewegen sich die Sauen von der besamenden Person weg, ist dies einerseits ein Zeichen dafür, dass sich die Sau nicht in der Hauptbrunst befindet. Teils kann es jedoch vorkommen, dass Sauen, die sich vom Landwirt wegbewegen, erst einen Duldungsreflex zeigen, wenn sie von anderen Sauen besprungen werden. Dies kann besonders bei unerfahrenen bzw. jungen Sauen vorkommen.3 Eine zeitsparende, zuverlässige und sichere Methode der Besamung ist nach der LSZ Boxberg das kurzzeitige Fixieren der Sauen, wobei diese durch Futter in den Kastenstand gelockt werden (Abbildung 5).

Unmittelbar nach der Besamung müssen die Kastenstände laut TierSchNutztV wieder geöffnet werden, was bei Sauen den Stress reduziert.3  Verschiedene Möglichkeiten zur Fixierung der Sauen während der Besamung sind Tabelle 1 aufgeführt.

Tabelle 1: Unterscheidungsmerkmale zwischen den verschiedenen Fixierungszeitpunkten zur Besamung der Sauen (Quelle: LSZ Boxberg)

Beim Fressen

Fixierung aller Sauen einer Gruppe

Vor der künstlichen Besamung

Fixierung der zu besamenden Sau

Vor der künstlichen Besamung

Fixierung aller Sauen einer Gruppe

 
  • zeitliche Bindung der Besamungsarbeiten an die Fütterung
 
 
  • Eber ist vor dem Fixiervorgang im Ebergang
 
 
  • Eber ist vor dem Fixiervorgang im Ebergang
 
 
  • Treiben der Sauen in die Stände entfällt (kein direkter Kontakt zur Sauengruppe)
 
 
  • Tierhalter hat direkten Kontakt zur frei laufenden, brünstigen Sauengruppe
 
 
  • Tierhalter hat direkten Kontakt zur frei laufenden, brünstigen Sauengruppe
 
 
  • Duldungskontrolle wird bei im Stand fixierten Sauen durchgeführt
 
 
  • Duldungskontrolle kann bei sich frei bewegenden Sauen durchgeführt werden
 
 
  • Duldungskontrolle kann bei sich frei bewegenden Sauen durchgeführt werden
 
 
  • bei der Besamung sind keine frei laufenden Sauen in der Bucht
 
 
  • bei der Besamung sind frei laufende Sauen in der Bucht
 
 
  • bei der Besamung sind keine frei laufenden Sauen in der Bucht
 

Reproduktionsleistung

Anhand der Projektergebnisse der LSZ Boxberg kann nicht ausgesagt werden, dass es relevante Unterschiede in der Reproduktionsleistung zwischen Tieren gibt, die kontinuierlich in der Gruppe gehalten werden und solchen, die für fünf Tage fixiert werden.3 Es gibt keine bedeutenden Unterschiede zwischen der Anzahl der Umrauscher, tragenden Sauen und lebend geborenen Ferkeln (Tabelle 2). Dennoch sind durch das Deckzentrum ohne Fixiermöglichkeiten höhere Anforderungen an das Herdenmanagement vorhanden.9  Unterschiede zwischen homogenen und heterogenen Gruppen bezüglich des Tiergewichts sind Tabelle 3 zu entnehmen.

 

Tierwohl

Die Umstrukturierung der Sauenhaltung soll der Verbesserung des Tierwohls dienen. Die Sauen haben mehr Platz, können sich frei bewegen und ihr Sozialverhalten ausleben. Nachteilig ist jedoch, dass die Tiere durch den Sozialkontakt vermehrt körperliche Schäden wie Hautverletzungen oder Lahmheiten aufweisen.1 Die meisten Verletzungen entstehen während der Rausche und der Bildung der Rangordnung. Hautverletzungen an der Schulterregion und am Rücken entstehen meist während der Rangkämpfe. Nach der Rausche hingegen sind die meisten Verletzungen an Flanke, Schinken und Rücken vorhanden.1 Zu erwähnen ist, dass tiefe Kratzer oder auch offene Stellen bzw. blutige Wunden durch soziale Interaktionen nur in geringem Umfang auftreten. Die meisten Hautverletzungen durch Artgenossen sind eher leicht.3
Durch die Aktivität in der Gruppe, wie das gegenseitige Aufspringen, sind zu Beginn der Gruppenhaltung zudem vermehrte Lahmheiten möglich.10 Eine ruhige Gruppe sowie gute Haltungsbedingungen durch beispielsweise eine optimale Bodengestaltung mit Tiefstreu oder planbefestigte und eingestreute Flächen können diese minimieren.1 Bei der Verwendung von Spaltenböden ist die Afterklauenpflege zu intensivieren. Erfahrungen aus skandinavischen Ländern zeigen, dass die Belastung der empfindlichen Fundamente eigentlich nur auf Tiefstreu reduziert werden kann.11 Im Projekt der LSZ Boxberg gab es keinen Unterschied zwischen Lahmheiten bei Tieren, die für fünf Tage fixiert wurden und Tieren ohne Fixierung, obwohl davon ausgegangen werden könnte, dass fixierte Tiere den Bewegungsapparat mehr schonen würden als nicht fixierte Tiere. Bereits nach fünf Tagen reduzieren sich die deutlichen Lahmheiten bei den Tieren von selber, wie die Ergebnisse der LSZ Boxberg zeigen.3  Müssen verletzte oder kranke Tiere aus der Gruppe herausgenommen und in einer Krankenbucht untergebracht werden, sollten Sicht- und Geruchskontakt zur Gruppe erhalten bleiben, um nach dem Zurückstallen erneute Unruhe zu vermeiden.

Eine Empfehlung aus der Praxis ist, für 5 % der in Gruppen gehaltenen Tiere Krankenbuchten vorzuhalten. Diese sollten 5 m² umfassen. Wichtig ist, die Tiere bei der täglichen Tierkontrolle und vor allem während der Rausche genau zu beobachten und angeschlagen Tiere sofort zu separieren, sodass kleine Verletzungen schnell verheilen können und die Anzahl an Sauen mit Fundamentproblemen durch den Freilauf nicht ansteigt.

Zusätzliche Technik

Wer einen Neu- oder Umbau des Deckzentrums plant, sollte auch die Installation von Kühlmöglichkeiten nicht vergessen: Diese sind nach den Ausführungshinweisen der TierSchNutztV vorzuhalten. Die Ausgestaltung dieser Kühlmöglichkeiten ist natürlich ebenfalls stark von den betriebsindividuellen Gegebenheiten vor Ort abhängig. Erdwärmetauscher können bei Neubauten ein gutes Instrument sein, um die Temperatur der Zuluft sowohl im Sommer als auch im Winter zu konditionieren. Eine Bodenkühlung, CoolPads, Vernebelungsanlagen und (Mikro-)Suhlen lassen sich mit unterschiedlichem Aufwand auch in bestehenden Ställen nachrüsten. Beim Einsatz von Verdunstungskühlungssystemen in geschlossenen Ställen muss auch die Luftfeuchtigkeit beachtet werden.

Tipps zur Stressreduktion in der Gruppenhaltung im Deckzentrum:

  • Die Sauen sollten gesund sein und ein gutes Fundament besitzen.
  • Jede Sau sollte direkten Kontakt zum Eber aufnehmen können.
  • Die Sauen sollten sich zurückziehen und ranghöheren Sauen ausweichen können.
  • Der Boden sollte rutschfest sein und den Tieren einen sicheren Gang ermöglichen.
  • Es sollten ausreichend Möglichkeiten zur Separation kranker oder anderweitig auffälliger Tiere vorhanden sein.
  • Nicht zu stark über- und untergeordnete Tiere gruppieren, jedoch auch keine ganz homogene Gruppe zusammenstellen. Je weniger ersichtlich die Kraftverhältnisse (Gewicht) der Tiere sind, desto länger dauern die Rangkämpfe.

(Quelle: Lang, N., Scholz, A., LSZ Boxberg (2020): Gruppenhaltung von zu belegenden Sauen – ausgewählte Leistungsparameter des Deckbereichs 9)

Die Novellierung der TierSchNutztV stellt ganz neue Anforderungen an die Haltungssysteme. Infolge des deutlich gestiegenen Platzangebotes steigen auch die baulichen Kosten erheblich. Erfahrungen zeigen, dass zur Umsetzung der zukünftigen Vorgaben für die Sauen nicht zwingend ein Neubau notwendig ist. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um auch Altbauten zukunftsfähig zu gestalten. Die biologischen Leistungen können bei guter Betriebsführung konstant bleiben.5

Weiterführende Informationen

Mehr Informationen zu bereits vorhandenen Erfahrungen sowie Praxisbetrieben, die ihren Betrieb bereits umstrukturiert haben, können Sie den folgend aufgeführten Webseiten entnehmen. Zusätzlich sind dort Beispiele für den Umbau bzw. die Buchtenstrukturierung oder auch Informationen über die Kalkulationen der Investition vorhanden.

MuD-Projekt „Verbesserung und Anreichung der Haltungsumgebung tragender Sauen“: Sauenhaltung tierwohlorientierter gestalten

Projekt „Erprobung und Bewegung neuer Haltungsverfahren von Sauen im Deckzentrum“: Leitfaden Gruppenhaltung von zu belegenden Sauen

Projekt „Erprobung und Bewegung neuer Haltungsverfahren von Sauen im Deckzentrum“: Artikel zum Thema „Arbeitsabläufe bei der künstlichen Besamung von Sauen in der Gruppenhaltung“

Projekt „Erprobung und Bewegung neuer Haltungsverfahren von Sauen im Deckzentrum“:  Forschungsergebnisse Gruppenhaltung zu belegender Sauen – ausgewählte Leistungsparameter des Deckbereichs

Projekt „Erprobung und Bewegung neuer Haltungsverfahren von Sauen im Deckzentrum“: Forschungsergebnisse Auftreten von Lahmheiten in einer Gruppe

Projekt „Erprobung und Bewegung neuer Haltungsverfahren von Sauen im Deckzentrum“: Abschlussbericht

Projekt „Erprobung und Bewegung neuer Haltungsverfahren von Sauen im Deckzentrum“: Vortrag „Deckzentrum der Zukunft“

Gesamtbetriebliches Haltungskonzept Schwein – Sauen und Ferkel

LfL, R. Schulte Sutrum (LWK NRW): Deckzentrum - welche Haltungsverfahren haben Zukunft?

eip-schwein. Übersicht über Deckzentren. Betriebsbeispiele mit Bildern, Videos und Plänen.

 

Hier finden Sie eine ausfüllbare Vorlage für ein Betriebs- und Umbaukonzept der Landwirtschaftskammer NRW. Diese können Sie am Bildschirm ausfüllen und anschließend ausdrucken und versenden. Sie muss unterschrieben im Original eingereicht werden:

Betriebs- und Umbaukonzept der Landwirtschaftskammer NRW

Literaturverzeichnis