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Unbeliebte Mitbewohner im Legehennenstall – Die Rote Vogelmilbe

Der am häufigsten vorkommende sowie wirtschaftlich bedeutendste Ektoparasit im Legehennenstall ist die Rote Vogelmilbe. Der etwa 0,7- 1,1mm große Parasit befällt seinen Wirt vorrangig nachts, um Blut zu saugen. Dabei stellt die Legehenne den wichtigsten Wirt für die Rote Vogelmilbe da, aber auch andere Geflügelarten können befallen werden. Die Bekämpfung der Roten Vogelmilbe stellt ein altbekanntes Problem in der Legehennenhaltung dar. Die Parasiten können teilweise monatelang ohne Nahrung auskommen und somit sogar in unbesetzten Ställen über Monate überleben. Ihre Bekämpfung ist durch ihre schnelle Resistenzentwicklung und hartnäckige Überlebensfähigkeit besonders anspruchsvoll.

Dr. Thorsten Arnold erklärte in einem Webseminar, dass eine Bekämpfung dieser Milben nur erfolgreich ist, wenn eine Behandlung konsequent mindestens nach sieben Tagen wiederholt wird. Denn dies entspricht dem typischen Lebenszyklus der Milben. Der Entwicklungszyklus von Milben ist jedoch Temperaturabhängig und kann abweichen. Bis ca. 9°C werden beispielsweise keine Eier gelegt und die bereits gelegten Eier entwickeln sich nicht weiter. Im Gegensatz dazu werden bei Temperaturen ab 32°C bereits nach 8 Stunden die ersten Eier von Milben gelegt, welche dann bereits nach 36 Stunden schlüpfen.

Doch warum stellen diese Parasiten ein Problem in der Geflügelhaltung dar? Zum einen erzeugen die Parasiten Unruhe in der Herde, Verhaltensstörungen und schmutzige Eier. Zum anderen führt ein Befall mit Milben zu einer reduzierten Gewichtszunahme, zum Einbruch der Legeleistung und kann durch eine Anämie (Blutarmut) sogar zum Verlust von Tieren führen. Außerdem übertragen die Parasiten auch Krankheiten zwischen den Hennen. Somit kann ein Milbenbefall den Gesundheitszustand der Herde stark beeinträchtigen. Ein weiterer Punkt ist, dass die Milben auch beim Menschen (Tierbetreuer) die Gesundheit, beispielsweise häufiger durch Allergien oder sehr selten durch Stiche, beeinträchtigen können. Um die negativen Folgen eines starken Milbenbefalls in einem Legehennenbestand in den Griff zu bekommen sollten folgende Punkte bei der Milbenprophylaxe und Bekämpfung beachtet werden:

Bereits im leeren Stall sollten vor dem ausräumen der Einrichtung alle Flächen mit milbenwirksamen Mitteln besprüht werden, damit die meisten Milben und Eier vernichtet werden. Anschließend sollten alle beweglichen Einrichtungen aus dem Stall entfernt werden, ebenso wie sämtliches Nestmaterial, damit alle Ecken und damit Verstecke der Parasiten freigelegt sind. Die Wände und Einrichtung sollten im Anschluss gründlich mit einem Hochdruckgerät gereinigt werden, um mögliche Milben fortzuspülen. Diese Maßnahmen sollte zeitnah nach dem Ausstallen erfolgen, so lange der Stall noch warm ist und bevor die Milben sich tiefer in den Zwischenräumen der Stalleinrichtung verstecken können. Bevor der Stall neu belegt wird, sollten alle möglichen Milbenverstecke noch einmal intensiv besprüht werden, damit die evtl. vorhandenen Milben bereits vor dem nächsten Einstallen abgetötet werden. Generell empfiehlt der Tierarzt einen Hygieneplan aufzustellen, in dem die genauen Arbeitsabläufe aufgeführt sind.

Generell gibt es vier verschiedene Bekämpfungsstrategien gegen die Rote Vogelmilbe:

Chemische Bekämpfung

In dieser Gruppe gibt es für die Bekämpfung ein verschreibungspflichtiges Präparat mit 0 Tagen Wartezeit auf Eier mit sehr guter Wirksamkeit, aber sehr hohem Preis. Für die Behandlung im Tier kann das Präparat einfach über das Tränkewasser dosiert werden. Des Weiteren gibt es Präparate die im besetzten Stall, aber nicht am Tier eingesetzt werden dürfen.  Diese haben sehr unterschiedliche Wirksamkeiten und sollten nur nach sorgfältiger Prüfung eingesetzt werden. Gegen diese Produkte entwickeln sich in der Milbenpopulation sehr schnell Resistenzen, so dass immer wieder die Wirkstoffe gewechselt werden sollten. Bei häufigem, starkem Befall ist es ratsam, die Milben auf Resistenzen gegen diese Mittel zu testen.

Biologische Bekämpfung

Hierbei werden verschiedene Kräuterextrakte über die Tränke verabreicht oder Raubmilben eingesetzt. Bei Raubmilben ist jedoch zu beachten, dass diese auf andere Milbenbekämpfungsmittel reagieren. Dementsprechend sollten Raubmilben nicht zusammen mit anderen milbenwirksamen Mitteln angewendet werden. Der Einsatz von Raubmilben erfordert ein besonderes Fingerspitzengefühl vom Tierhalter, da die Raubmilbe gepflegt werden will, wenn sie eingesetzt wird. Der Einsatz von Kräuterextrakten erfordert ein hohes Maß an Konsequenz, da es regelmäßig durchgeführt werden muss und die Milben nur bedingt abgetötet werden, aber am Blutsaugen gehindert werden. Diese Produkte helfen den Milbendruck zu senken und können ein Baustein in der Milbenbekämpfung sein.

Physikalische Bekämpfung

Der der gesamte Stall wird auf etwa 60°C erhitzt oder die Oberflächen im Stall durch die Ausbringung von flüssigem Stickstoff stark abgekühlt. Diese Variante ist jedoch sehr kostspielig.

Biophysikalische Bekämpfung

Bei dieser Methode wird beispielsweise amorpher Kieselgur als Staub oder flüssig ausgebracht. Dies dringt in die Atmungsorgane der Milben, was dazu führt, dass diese austrocknen. Außerdem blockiert der feine Staub die Gelenke, wodurch es zu einer Immobilisierung der Parasiten kommt.

Zum Abschluss des Seminars stellte Dr. Thorsten Arnold noch einmal klar: „Entscheidend für eine erfolgreiche Milbenbekämpfung unter Praxisbedingungen ist nicht nur die Auswahl des richtigen Mittels, sondern auch die professionelle Ausbringung durch motivierte Mitarbeiter.“

Autorin: Regine Revermann, Landwirtschaftskammer Niedersachsen