Zum Hauptinhalt springen

Genesungsbucht

Wenn nach der Beurteilung durch den Landwirt und/oder den Tierarzt entschieden wird, dass eine Behandlung des Tieres sinnvoll ist, stellt sich nachfolgend die Frage, ob das Tier bei der Herde verbleiben kann. Das folgende Kapitel zeigt auf, wann das Tier in die Genesungsbucht verbracht werden soll und wie eine geeignete Bucht aussieht.

Es gibt mehrere Bezeichnungen für diese Bucht, die in der Praxis verwandt werden. Genesungsbucht ist ein anderes Wort für Krankenbucht. Das Wort verdeutlicht nur den Zweck des Ortes, denn die Bucht dient den kranken Tieren dazu, zu genesen.

4.1 Wann sollte ein Tier in die Genesungsbucht verbracht werden?

Sollten eine oder mehrere der folgenden Fragen zustimmend beantwortet werden, wird empfohlen, dass Tier in eine Genesungsbucht zu verbringen.

  • Ist das Allgemeinbefinden stark beeinträchtigt?
  • Ist das Tier nicht in der Lage selbstständig Futter und Wasser in ausreichender Menge aufzunehmen?
  • Ist die Beobachtung des Tieres in der Gruppe schwierig?
  • Ist das Tier so beeinträchtigt, dass es sich nicht in der Herde behaupten kann?
  • Können größere Schäden durch andere Tiere entstehen?
  • Verursachen die Haltungseinrichtungen dem Tier größeren Schaden?
  • Kann eine Keimübertragung auf andere Tiere stattfinden?

Wenn mindestens eins der Fragen mit Ja beantwortet wird, sollte das Tier in die Genesungsbucht verbracht werden.

4.2 Wie sollte die Genesungsbucht aussehen?

  • mind. eine Genesungsbucht (Abkalbebucht ist keine Genesungsbucht, denn hier besteht Infektionsgefahr)
    • bei Gruppenbuchten: mind. 8 m² je Tier
    • bei Einzelbuchten mindestens 12 m² je Tier
  • Bucht muss jederzeit einsatzbereit sein
  • in der Bucht befindliche Tiere sollten Geruchs- und Sichtkontakt zu Herde haben (ein physischer Kontakt sollte aber vermieden werden)
  • Tiere in der Bucht sollten sich durch die betreuenden Personen einfach überwachen lassen (gute Einsicht, mind. 400 Lux während Arbeitserledigung)
  • die Bucht sollte mit trockener weicher Einstreu versehen werden, um für ausreichende Trittsicherheit zu sorgen (gesetzlich vorgeschrieben)
  • in der Bucht ist optimales Stallklima (keine direkte Sonneneinstrahlung, keine Zugluft, kein Tropf-/Kondenswasser, genügender Luftaustausch, 200 Lux) erforderlich. Klimatisierung sollte möglich sein und zum Einsatz kommen
  • in der Bucht muss eine ausreichende Menge Futter und Wasser in guter Qualität angeboten werden
  • Melken muss in der Bucht möglich sein oder, falls es für das Tier möglich ist, im gewöhnlichen Melksystem erfolgen
  • in der Bucht sollten ausreichende, geeignete und einfach zu bedienende Fixiermöglichkeiten vorhanden sein (Fangfressgitter, Schwenkgatter, Anbindemöglichkeit)
  • die Tiere in der Bucht sollten keiner dauerhaft größeren Lärmbelastung ausgesetzt sein
  • leicht zugänglich für Mensch und Tier zur Fütterung, Pflege und Umlagerung
  • die Bucht muss sich gründlich, einfach zu reinigen und desinfizieren lassen
  • bei Verdacht auf infektiöse Krankheiten ist eine Separation des Tieres/der Tiere in einem anderen Gebäude sinnvoll, so dass kein Kontakt zum Rest der Herde besteht