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2.4 Anzeichen von Schmerz, Leiden und Schäden

Bei allen höheren Wirbeltieren ist Schmerzempfinden vorhanden. Rinder zeigen Schmerzsymptome allerdings unauffälliger oder für den Menschen kaum oder nicht wahrnehmbar. Der Grund ist einfach zu erklären: Rinder sind Fluchttiere und müssen sich unauffällig verhalten, damit sie von Raubtieren nicht als schwaches Tier erkannt werden. Durch Kenntnis und Überprüfung typischer Schmerzindikatoren (siehe unten), lassen sich jedoch auch Tiere mit Schmerzen identifizieren, die diese nicht offensichtlich oder lautstark äußern.

Anzeichen, die bei Rindern auftreten können und auf Schmerzen, Leiden oder Schäden hindeuten können (verändert nach Hau und van Hoosier, 2003):

  • Niedrigere oder erhöhte Körpertemperatur
  • Kreislaufprobleme:
    • erhöhte Herzfrequenz, Ödeme (Wassereinlagerungen)
  • Störungen der Atmungsorgane:
    • Husten, Ausfluss aus den Nasenlöchern, erhöhte Atemfrequenz
  • Störungen der Verdauungsorgane:
    • Speichel läuft aus Maul, Durchfall, Verstopfung, gestörter Urinabsatz, aufgeblähter Bauch, eingefallener Bauch, Darmvorfall, Erbrechen
  • Reproduktionsveränderungen:
    • Abort, Euterentzündung, Scheidenvorfall, Gebärmuttervorfall
  • Störungen der Sensibilität:
    • Schmerzlosigkeit, Überempfindlichkeit
  • Augenveränderungen:
    • „getrübter Blick“, Ausfluss, tiefe Augenhöhlen
  • Fellveränderungen:
    • Änderungen in Form von stumpfen, verschmutzten und struppigem Fell, aufgestellten Haaren (vernachlässigte Fellpflege) v. a. im Vergleich zur Gesamtherde
  • Haut- und Schleimhautveränderungen:
    • Gelbsucht, Anämie
  • Starke/plötzliche Abnahme des Körpergewichts/der Körperkondition
  • Krümmung der Wirbelsäule
  • Verletzungen und Blutungen:
    • Blutungen aus Körperöffnungen, Blut in Kot oder im Urin, Wunden, Brüche
  • Verhaltensänderungen:
    • Haltungs- und Gangbildveränderungen:
      • unkoordinierte Bewegungen, Krämpfe, Lahmheit, Lähmungen, geschwollene Gelenke, gestörte Reflexe, Zittern, im Kreis gehen
    • verändertes Verhalten beim Fressen oder Trinken:
      • Rückgang der Futteraufnahme und der Wasseraufnahme v. a. im Vergleich zur Gesamtherde
    • Veränderung im Sozialverhalten:
      • Absonderung von der Herde, Veränderungen des sonstigen Futteraufnahme- und Ruheverhaltens, ungewöhnlich aggressives Verhalten gegenüber Artgenossen oder Menschen
    • Sonstige Verhaltensveränderungen:
      • Augen verdrehen, Kopf verdrehen, Zungenrollen oder -schlagen, vermehrtes Liegen, Liegen an untypischen Stellen, Urin trinken, Kot aufnehmen, fehlende Fellpflege, nicht auf Reize reagieren (unaufmerksam/teilnahmslos), Koma
  • Bei starken Schmerzen:

Zähneknirschen und Stöhnen, Blick ins Leere, dass sogenannte „Schmerzgesicht“: (Abb. 1 - 5)