- Dr. Hans-Joachim Herrmann, Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen
- Antoine Janssen, Fachagrarwirt Klauenpflege
- Mag. Hubert Reßler, Hochstädter Klauenpflege GmbH
- Dr. Jörg Willig, Rindergesundheitsdienst, LUFA Nord-West
Wir danken auch Dr. Fanny Rachidi, Klinik für Klauentiere, Universität Leipzig, für die wertvolle Unterstützung.
- Caroline Leubner, Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen
Eine regelmäßige und qualifizierte Klauenpflege ist ein wichtiges Standbein der Tiergesundheit von Milchkühen. Dabei sollte routinemäßige Pflege vor der Behandlung der Klauenerkrankungen stehen. Regelmäßige fachgerechte Klauenpflege ist eine präventive Maßnahme und hilft Einschränkungen des Tierwohls durch zu spätes Handeln zu minimieren.
Klauenpflege im Sinne einer Prophylaxe rechnet sich ökonomisch – die Qualifikation der Pflegenden vorausgesetzt – immer. Trotzdem wird in der Praxis nicht immer rechtzeitig gehandelt. Wie Klauenpflege organisiert und in den Betriebsablauf integriert werden kann, soll in diesem Leitfaden behandelt werden. Eine standardisierte Vorgehensweise, die feste Termine definiert, kann bei der Klauenpflege für mehr Konsequenz im Handeln sorgen.
Den Betrachtungen liegt beispielhaft ein Betrieb mit 120 melkenden Kühen zugrunde. Dabei führen folgende Entscheidungen zu unterschiedlichen Konzepten für die Organisation und Integration der Klauenpflege:
- Wird die Klauenpflege selbst oder über einen Dienstleister bzw. in einer Kombination aus beidem erledigt?
- Wird Herden- oder Einzeltierklauenpflege durchgeführt?
- Wie häufig bzw. in welchem Intervall erfolgt die Klauenpflege?
Die Optimierung des Tierverkehrs im Vorfeld und bei der Klauenpflege trägt maßgeblich zur persönlichen und innerbetrieblichen Akzeptanz bei. Dabei wird auch die „Lust“, Klauen zu pflegen, gesteigert. Die Klauenpflege als fester Bestandteil der tierpflegerischen Tätigkeiten lässt sich so leichter etablieren. Dem Standort und der Ausgestaltung des Klauenpflegeplatzes kommt dabei eine wichtige Rolle zu.
Gute fachliche Praxis der Klauenpflege
Grundsätzlich sollten zur Durchführung der Klauenpflege nur Personen herangezogen werden, die über die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen. Beim Einsatz von externem Klauenpflegepersonal sollte auf den Abschluss „geprüfter Klauenpfleger“ oder eine vergleichbare Qualifikation (Fachagrarwirt Klauenpflege oder Fachtierarzt Rind) geachtet werden. Darüber hinaus Wert gelegt werden sollte auch auf eine einzeltierbezogene Dokumentation der Klauenpflege. Diese beinhaltet Befunde, Behandlung und ggf. weitere Maßnahmen in der Nachsorge. In diesem Bezug ist es auch wichtig, sich über die Ursache der Klauenerkrankungen Gedanken zu machen, um den Auslöser beheben und somit die Erkrankungen vermindern zu können.
Entscheidet sich der Betrieb für die Eigenbestandspflege, ist eine qualifizierte Ausbildung der dafür vorgesehenen Person/en unabdingbar. Ein einwöchiger Grundkurs ist als Einstiegsvoraussetzung anzusehen und befähigt in erster Linie zur Pflege gesunder Klauen im Rahmen der Prophylaxe. Weitere Aktivitäten an der Klaue im Zuge der Behandlung von Lahmheiten sind erst mit entsprechender Routine und Erfahrung sinnvoll.
Wenn vorzugsweise mit externem Personal gearbeitet wird, muss trotzdem auf jedem Milchkuhbetrieb ein funktionsfähiger Klauenpflegestand und Grundkenntnisse zur Klauenpflege vorhanden sein, um die Rinder bei akuter Lahmheit erstversorgen zu können und ggf. die Nachsorge durchzuführen.
Der richtige Klauenpflegezeitpunkt und -turnus
Hinsichtlich des Pflegetermins ist es wichtig, eine betriebsindividuelle Strategie zu entwickeln.
Hat sich der Beispielbetrieb mit 120 Milchkühen für die externe Klauenpflege entschieden, erscheint ein sogenannter Herdenschnitt als sinnvolle Lösung. Abhängig von der Herdenleistung wird ein Pflegeschnitt zwei- bis dreimal im Jahr an allen Tieren der Herde durchgeführt. Als Richtwert für die Ermittlung der Häufigkeit der Routineklauenpflege gilt, dass pro 3.000 kg Milchleistung je ein Pflegetermin angestrebt werden sollte. Dadurch beschränkt sich der durch die Klauenpflege verursachte Stress auf maximal dreimal im Jahr für diese Herde.
Unter Berücksichtigung der tierindividuellen Unterschiede kann ein Abstand von vier bis sechs Monaten zwischen den Pflegeterminen jedoch deutlich zu lang sein. Hier empfiehlt es sich, die Routinepflege zu splitten. Das Klauenpflegeunternehmen kommt dann beispielsweise sechs Mal im Jahr und pflegt die Hälfte der Herde zuzüglich der „Problemkühe“. Mit dieser Vorgehensweise kann wesentlich zeitnaher auf die laktationsspezifischen Anforderungen bei der Klauenpflege eingegangen werden. Zudem befinden sich Problemtiere in einem engeren Beobachtungsraster. In größeren Anlagen wird diese Aufteilung in Tiere für den routinemäßigen Herdenschnitt und für eine zusätzliche Gruppe mit besonderem Klauenpflegebedarf schon lange durchgeführt, um kurze Pflegeintervalle umsetzen zu können.
Aus Sicht des Einzelbetriebs ist es verständlich, dass Herde und Betriebsablauf möglichst nur wenige Tage mit der Klauenpflege belastet werden sollen. Daher wird oftmals der Durchsatz pro Tag als Qualitätsmerkmal herangezogen. Entscheidend für die Qualität der Klauenpflege ist aber nicht, wie viele Tiere durch den Klauenpflegestand gegangen sind, sondern wie viele fachkundig und professionell gepflegt worden sind. Für eine Herde von 120 Milchkühen ist es darum sinnvoll, mehrere Klauenpfleger mit zwei Klauenpflegeständen zu beschäftigen, sodass je Termin nur an einem Tag Unruhe im Stall herrscht. Der Arbeitsdruck der externen Klauenpfleger ist so deutlich geringer, was auch den Stress für Mensch und Tier reduziert.
Bei der Eigenbestandspflege wird die Praxis des Herdenschnitts seltener angewandt. Stattdessen wird die Klauenpflege kontinuierlich zu regelmäßigen Terminen in kurzen Zeitintervallen durchgeführt.
Das Einplanen eines festen Tages für die Klauenpflege ist im Rahmen von Standardarbeitsvorgängen in Betrieben mit größer werdenden Beständen absolut zu empfehlen. Auf diese Weise lassen sich andere notwendige Arbeiten, beispielsweise in der Außenwirtschaft, ebenfalls besser einplanen.
Den Blick wieder auf den Beispielbetrieb mit 120 hochleistenden Kühen gelenkt, muss mit 360 Klauenpflegemaßnahmen im Jahr geplant werden. Rechnet man anteilig noch Jungtiere dazu (es gilt der Grundsatz: Zuchtreife ist auch Pflegereife), sind es etwa 450 Tiere insgesamt. Auf dem Betrieb empfiehlt es sich daher, einen festen Tag in der Woche für die Klauenpflege zu reservieren. Je Klauenpflegetag müssen dann im Schnitt zehn Kühe gepflegt und ggf. behandelt werden. Dies entspricht dem Durchsatz, den eine ausgebildete Person an einem halben Tag leisten kann.
Zum richtigen Zeitpunkt der Klauenpflege lässt sich keine Pauschalaussage treffen. Insbesondere, da bei der Auswertung von Klauenpflegedokumentationen immer deutlicher wird, dass ausgeprägte tierindividuelle Unterschiede bestehen. Praktiker kennen das und wissen in der Regel genau, wer die Klauenpflegekandidaten im Betrieb sind.
Welche Tiere sind bei einem Wochenrhythmus vorzustellen? Lahmende Kühe, die zuvor dokumentierten Kontrolltiere und ggf. Verbandswechsel sind selbstverständlich zu berücksichtigen. Zur Reduzierung dieses Anteils von Behandlungstieren ist die Entwicklung einer betriebsindividuellen Strategie notwendig. Bewährt hat sich bei konsequenter Umsetzung folgender Ansatz: Alle Kühe, die trockengestellt werden sollen, werden zuerst behandelt. Eventuell vorhandene Defekte können in der Trockenstehphase gut ausheilen und die Kuh startet klauengesund in die anspruchsvolle Frühlaktation. In dieser besonders kritischen Phase, hinsichtlich einer negativen Energiebilanz, sind Schmerzen an der Klaue ein Hemmfaktor für den Besuch am Futtertisch.
Die Stoffwechselbelastung in der Frühlakation ist oftmals auch an der Klaue ablesbar. Ein Pflegetermin etwa zwei bis drei Monate nach der Kalbung kann viele Probleme abfangen und ist daher strategisch sinnvoll. Bei drei geplanten Terminen pro Jahr sollte der dritte Termin zwischen Termin 2 und dem neuen Trockenstelltermin liegen.
Im Gegensatz zu den ersten beiden Pflegeterminen, die aufgrund ihrer Bedeutung in den Betrieben zunehmend umgesetzt werden, rückt der dritte Termin häufig in den Hintergrund. Im Rahmen einer konsequenten Klauengesundheitsstrategie ist er aber wichtig, um den Gesundheitsstatus der Klauen aufrecht zu erhalten bzw. zu verbessern und nicht jedes Jahr wieder bei null zu beginnen. Dokumentation und zeitliche Planung sind für die Strategieentwicklung unverzichtbar.
Im Rahmen der Diskussionen zur verlängerten Zwischenkalbezeit können im Betrieb zukünftig weitere Anpassungen notwendig werden.
Es sollte sich auf Betriebsebene damit auseinandergesetzt werden, was im Rahmen der verfügbaren Ressourcen geleistet werden kann. Bei Überschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit oder bei inkonsequenter Realisierung der Pflegetermine wird die Strategie nur auf dem Papier bleiben.
Erster Klauenpflegetermin beim Jungrind ist beim Erreichen der Zuchtreife. Grundsatz: Zuchtreife ist auch Pflegereife
Pflegeintervall: 1 Pflegetermin je 3.000 kg Milchleistung
Nachsorge
Bei Tieren mit tieferliegenden Defekte oder schwerwiegender Lahmheit reicht der einmalige Pflegetermin nicht aus. Die große Leidensfähigkeit der Kühe maskiert oftmals noch vorhandene Probleme. Hier dringt erst allmählich ins Bewusstsein, dass Tiere mit Zusammenhangstrennungen des Hornschuhs so lange wieder vorzustellen sind, bis sich wieder ein geschlossener Hornschuh gebildet hat. Die Häufigkeit der Pflege kann je nach Erkrankung, Behandlung und Therapie variieren.
Eine konsequente Nachsorge ist immer zu empfehlen. Es gilt: Ist bei der dritten Vorstellung keine Besserung erkennbar, muss der Tierarzt in jedem Fall hinzugezogen werden.
Unabhängig von Eigenbestandspflege oder externer Dienstleistung kann die Nachsorge bei entsprechender Fachkompetenz auf dem Betrieb selbst durchgeführt werden. In Großanlagen gehört es zum festen Angebot der Klauenpflegenden auch für die Nachsorge verantwortlich zu sein. Entscheidend ist stets eine qualifizierte Dokumentation zur Nachverfolgbarkeit der Maßnahmen und des Heilungserfolgs.
Haltungsumstellung
Je nach Art des Untergrundes werden Klauen einem unterschiedlichen Abrieb ausgesetzt. Auf glatten Böden oder weichen Laufflächen ist die Abnutzung sehr gering, auf scharfen Böden (ausgewaschene Gussasphalte, Besenstrichbehandlungen in neuem Beton) kann der Abrieb den Zuwachs hingegen sogar übersteigen. Die Folge können schwer therapierbare Zusammenhangstrennungen im Spitzenbereich der Klauensohle sein. Bei entsprechender Gewöhnung passt sich das Hornwachstum in gewissem Umfang unterschiedlichen Belastungssituationen an. Zuwachs und Abrieb halten sich in Waage. Der hornbildenden Lederhaut muss nur ausreichend Zeit gegeben werden sich anzupassen. Wir sprechen hier von einer „Programmierung“ der Klauen. Umstellungen in den Haltungsbedingungen können die Anpassungsfähigkeit beim Klauenwachstum jedoch überfordern.
In der Praxis spielen vor allem zwei Haltungsumstellungen eine Rolle:
- Der Wechsel von Stallhaltung zum Weidegang wiederholt sich jährlich und erfordert insbesondere bei langen und/oder steinigen Triebwegen größte Vorsicht bei der Klauenpflege. Eine 1 bis 2 mm dickere Sohle schadet hier nicht, noch wichtiger ist aber der Abstand zwischen der letzten Klauenpflege und dem Zeitpunkt des ersten Austriebs. Bei Kühen aus Laufstallhaltung wird der Pflegeschnitt in der Regel drei bis vier Wochen davor durchgeführt. Kühe aus Anbindehaltung mit sehr trockenen Klauen zeigen einen hohen Nettoverlust an Klauenhorn und schützendem Hornschuh, sodass der Routinepflegetermin noch früher – eher in Richtung drei Monate vor dem Weidestart – durchgeführt werden sollte.
- Beim Wechsel von der Anbinde- zur Laufstallhaltung sollte die Klauenpflege ebenfalls etwa drei Monate vor dem Umstallungstermin eingeplant werden. Sehr trockenes Klauenhorn wird kurz nach der Umstellung möglicherweise stark aufgeweicht und gleichzeitig durch die vermehrte Bewegung und die damit einhergehenden abrasiven Kräfte stark beansprucht. Beim Umzug vom alten in den neuen Laufstall oder beim Bezug neu gebauter Stallabteile gilt es ebenfalls die neuen, meist abrasiveren Böden zu berücksichtigen.
Tierverkehr
Wie können die Tiere am besten für die Klauenpflege aussortiert werden? Wie kann eine Vereinzelung funktionieren und wie kann der Zutrieb optimiert werden? Dies sind Fragen, die die Lenkung des Tierverkehrs zum Klauenpflegestand bzw. dem Ort der Klauenpflege betreffen.
Außer in Sondersituationen werden die Kühe in der Regel frei getrieben und nicht am Strick oder Halfter geführt.
Gerade und möglichst kurze Zuführungsmöglichkeiten, die frei von Hindernissen sind, sollten bereits bei der Planung berücksichtigt werden. Auch sollten die Wege frei von direkt klauenschädigenden Einflussfaktoren wie Sand und Schotter sein. Wartebereiche müssen in Abhängigkeit von der durchschnittlichen Verweildauer unter Umständen mit Wasser- und Futterversorgung sowie Liegeflächen ausgestattet sein. Generell sollten sich die Standzeiten der Tiere an der üblichen Verweildauer, die sie im Vorwartebereich beim Melken verbringen, orientieren, sodass auf Versorgungseinrichtungen verzichtet werden kann. Ein Sonderfall sind Tiergruppen, die z. B. über das automatische Melksystem im Vorfeld des Klauenpflegetermins separiert werden und dadurch gegebenenfalls mehrere Stunden dort verweilen. Hier ist auf jeden Fall eine Versorgung sicherzustellen. Werden nur einzelne Tiere für die Klauenpflege ausgewählt, ist eine Separation beim Verlassen des Melkstands sinnvoll. Bei automatischen Melksystemen (AMS) lässt sich dies in der Regel einfach automatisieren. Die separierten Tiere benötigen, wenn sie nicht unmittelbar vom Klauenpflegenden behandelt werden, einen ausreichend dimensionierten Wartebereich. Die Größe des Wartebereiches hängt von der Durchsatzleistung des Klauenpflegenden und auch der Anzahl der Kühe ab, die dort separiert sind.
Wird ein Klauenpflegetermin für die komplette Herde von einem externen Dienstleister durchgeführt, ist eine Differenzierung zwischen Einzeltieren kaum möglich. Die Problemgruppe vorrangig vorzustellen und zu behandeln ist trotzdem sinnvoll. Ansonsten wird die Pflege entsprechend der Leistungsgruppen durchgeführt.
Ein möglicher Verfahrensablauf im AMS-Betrieb, in dem nur Teile der Herde gepflegt werden sollen, ist beispielhaft und schematisch in Abbildung 1 dargestellt.
Die zur Klauenpflege vorgesehenen und abgetrennten Rinder sollen sich nicht von der Herde abgesondert fühlen. Externe Klauenpfleger führen in aller Regel das nötige Equipment für einen stressarmen Zutrieb mit sich. Dennoch ist es sinnvoll, bereits im Vorfeld Platzbedarf und Abläufe zu besprechen und gegebenenfalls anzupassen.
Aus dem Vorwartebereich werden die Tiere in den Treibgang vereinzelt. Eine trichterähnliche Konstruktion erleichtert dies. Vereinzelungsgänge sind maximal 80 cm breit, um ein Umdrehen der Tiere zu verhindern. Aus Gründen der Arbeitssicherheit sind die Bewegungsräume von Mensch und Tier, wenn möglich, getrennt zu halten.
Abb. 1: Auswahl Kühe zur Klauenpflege im 6-Reiher Liegeboxenlaufstall mit zwei AMS
An dieser Stelle sei der Begriff der „geraden Zuführung“ noch einmal genauer betrachtet. „Gerade“ bedeutet, dass das Tier im Bewegungsfluss keine Stockung erfährt. Rechte oder gar spitze Winkel sollten entsprechend vermieden werden. Gebogene Strukturen, die dem Tier das Gefühl von stetigem Vorankommen geben, haben sich bewährt. In Großanlagen werden solche Lösungen bereits bei der Planung der Klauenpflegeplätze berücksichtigt und fest installiert (Abbildung 2). Patin für diese Entwicklung ist die US-amerikanische Wissenschaftlerin Temple Grandin.
Auch wenn solche Lösungen für den Durchschnittsbetrieb kaum zu realisieren sein werden, liefern sie vielleicht dennoch Anregungen für individuelle Lösungen.
Standort
Eine zeitnahe Reaktion bei Abweichungen im Bewegungsbild eines Rindes ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor in Betrieben mit guter Klauengesundheit.
Wo immer möglich, sollte der Klauenpflegestand fest installiert sein. Zusammen mit der Zutriebseinrichtung, dem Vorwartebereich und dem Austriebsbereich stellt er eine funktionale Einheit dar. Für den Technisierungsgrad gibt es dabei keine abschließenden Empfehlungen – angepasst an die betrieblichen Gegebenheiten stehen alle Varianten offen. Die bauliche Nähe zur Separationseinrichtung (i. d. R. nach dem Melkstand / AMS) ist mit Blick auf Problemtiere sinnvoll. Da die Bereiche für kranke und frisch abgekalbte Kühe in kurzer Entfernung zum Melkbereich angeordnet sein sollten, bietet sich eine Anbindung daran an. Wird eine Kuh im Melkstand als behandlungsbedürftig identifiziert, sollte sie von einer Person auf kurzem Weg in den Klauenpflegestand geleitet werden können. Bei automatischen Melksystemen und auch in manchen Melkständen besteht die Möglichkeit, Tiere die separiert werden sollen, vorab auszuwählen. Bei Neubauten sollte der Standort des Klauenpflegestandes unter Berücksichtigung der genannten Aspekte bereits bei der Planung vorab festgelegt werden.
Nachfolgend sind zwei Beispiele aufgezeigt, wie der Standort des Klauenpflegestandes bei der externen und der eigenen Klauenpflege gewählt werden kann (Abb. 3 & 4). Bei der Eigenbestandsklauenpflege ist der Klauenpflegestand fest installiert. In diesem Bereich eignet sich eine gummierte Lauffläche, um den Tieren zusätzlichen Halt zu geben. Strom- und Wasseranschluss sowie die Aufbewahrung für Werkzeug und Materialien sollten in der Nähe geplant werden.
Bei der Eigenbestandspflege kleiner Gruppen kann eventuell eine alternative Anordnung von Klauenpflegestand und Zuführung in Betracht gezogen werden. Eine pfiffige Lösung ist beispielsweise die Aufbewahrung des Standes oberhalb des Tierbereichs im Rahmen einer Aufhängung (Abb. 7). Bei Bedarf kann der Stand mit den notwendigen Abtrenngittern unter Einhaltung der Arbeitsschutzvorgaben (SVLFG) abgelassen werden.
Der Platz für die Klauenpflege sollte unter Dach und möglichst zugfrei gewählt werden. Eine von allen Seiten frei zugängliche Fläche von mindestens 18 m² ist für ein angenehmes Arbeiten notwendig. Der Boden sollte eben, rutschfest und leicht zu reinigen sein. Eine gute, blendfreie Beleuchtung des Arbeitsfeldes ohne Schattenwurf rund um die Klauen ist Voraussetzung für ein sicheres Arbeiten. Die verwendeten Leuchten sollten eine Beleuchtungsstärke von mind. 500 Lux am Arbeitsplatz gewährleisten.
Alle Versorgungsleitungen (Strom und Wasser) werden von oben herab zum Klauenpflegestand geführt, sodass keine Stolperfallen auftreten können. Werkzeuge sollten in ergonomisch günstiger Höhe am Stand eingehängt werden. Verbrauchsmaterialien wie Verbände und Klötze werden in Griffweite, aber außerhalb der Klauenpflegetermine unzugänglich, aufbewahrt.
Zur korrekten Vorbereitung der Klauenpflege, unabhängig davon, ob professionell durch einen Dienstleister oder eigenbetrieblich durchführt wird, sollten Checklisten genutzt werden.
Fazit
Die Klauenpflege ist eine wichtige tierpflegerische Tätigkeit, mit der sich jeder Betrieb intensiv auseinandersetzen sollte, um sie im Sinne der Tiere und Mitarbeiter sinnvoll und fest in den Betriebsablauf zu integrieren. Eine gute Organisation schafft Freiräume für andere wichtige Tätigkeiten und sorgt dafür, dass die Klauenpflege zum selbstverständlichen Bestandteil der Arbeit mit den Tieren wird. Je weniger Vorbereitung vor der Klauenpflege beim Einzeltier erforderlich ist, desto eher werden erforderliche Pflegemaßnahmen rasch umgesetzt. Der Ausspruch „Gesunde Klauen tragen die Milch“ erlangt seine Bedeutung tatsächlich erst durch eine regelmäßige und fachgerechte Klauenpflege Sie hilft dabei, die Tiere gesund zu erhalten und das Tierwohl zu fördern.
Literatur
DLG e. V. (2010). DLG Merkblatt 362 Klauenpflegestände. 1 Auflage. DLG e. V.
Elite Magazin. Drei Tipps, um die Klauenpflege zu erleichtern (2021). https://www.elite-magazin.de/herdenmanagement/drei-tipps-um-die-klauenpflege-zu-erleichtern-15982.html
Fiedler, A., Maierl, J. & Nuss, K. (2019). Erkrankungen der Klauen und der Zehen des Rindes. 2. Auflage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart.
Hulek, M. (2005). Klauengesundheit & Klauenpflege. Stocker.
Kofler, J. (2012). Monitoring der Klauengesundheit in Milchviehherden und funktionelle Klauenpflege.
Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein (2020). Organisation und Management Klauenpflege. Seminar Klauenpflege.
Schleiter, H. (1966). Klauenpflege bei Haustieren. 3. Auflage. Hirzel Verlag, Leipzig.
Schneller, W. (1984). Gesunde Klauen-leistungsfähige Rinder: Bedeutung, Ursachen, Vorbeuge u. Behandlung von Klauenschäden. Schober.
Reßler, H. (2016). Wenn ein Klauenpflegeteam auf den Hof kommt. Hochstädter Bullenbote – Klauenpfleger. https://www.klauenpflege.de/site/assets/files/1603/seiten_aus_bullenbote_2016_1_end_web.pdf
Rosensteiner GmbH. Der eigene - gut organisierte Rinder-PflegeplatzCheckliste:
https://rosensteiner.at/fileadmin/user_upload/Checkliste_Pflegeplatz.pdf