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Mehr Tierwohl im konventionellen Maststall – Kollegiale Beratung für Umbaulösungen

Nachdem die für Oktober 2021 geplanten Präsenz-Netzwerktreffen aus verschiedenen Gründen nicht stattfinden konnten, trafen sich am 16. November 2021 etwa 20 Impulsbetriebe zu einem kollegialen Austausch.

Bei diesem Treffen stellte Betriebsleiter Jan-Martin Griefahn aus Niedersachsen seinen konventionellen Maststall vor.

Es handelt sich im Hauptmastbereich um einen Doppelkammstall, bei dem in jedem Abteil 120 Tiere gehalten werden können. Die ursprüngliche Planung von sechs Buchten pro Abteil wurde bereits während der Bauphase abgewandelt, so dass sich in jedem Abteil nun vier Buchten befinden. Pro Bucht können nach aktuellen Vorgaben 30 Tiere gehalten werden. Die Tiere werden mit einem Flüssigfütterungssystem gefüttert.

Herr Griefahn war 12 Jahre auf einem ökologisch wirtschaftenden Betrieb verantwortlich für die dortige Schweinehaltung (Sauen, Ferkel, Mast). Für ihn ist klar, dass Tiere mit Außenklima sehr gut klarkommen, wenn ihnen zugluftfreie Rückzugsmöglichkeiten angeboten werden. Durch die Möglichkeit, den elterlichen Betrieb zu übernehmen, hat er nun die reizvolle Möglichkeit, den Maststall in Richtung mehr Tierwohl und (wenn möglich) Außenklima zu verändern.

Herr Griefahn stellte nun die offene Frage an die Teilnehmenden, welche Veränderungen er denn in seinem Stall umsetzen könne.

Betriebsleiter, die selber bereits viele Veränderungen im Mastbereich umgesetzt hatten, gaben zahlreiche Tipps und Hilfestellungen. Es entwickelte sich eine lebhafte Diskussion.

Folgende Aspekte wurden deutlich gemacht:

  • bei allen Veränderungen im Stall sollte das Ziel sein, zukünftig in die Vermarktungsstufe 4 liefern zu können. Dies beinhaltet u.a., dass 1,5 m2 / Tier sowie Auslauf angeboten werden muss.
  • als langfristiges Ziel sollte angestrebt werden, Langschwanztiere zu halten.
  • eine Heizung, wie sie aktuell vorhanden ist, wird bei einem «Tierwohlstall» nicht mehr notwendig sein. Die Tiere benötigen zugluftfreie Bereiche, die sie ggf. selber mit aufheizen können.
  • Beschäftigungsmaterial (in Form von Raufutter) ist anzubieten. Dazu müssen die Spalten (zumindest teilweise) geschlossen werden. Einige Kollegen rieten dazu, einzelne Vollspalten-Element gegen geschlossene Elemente auszutauschen. Damit wurden bessere Erfahrungen gemacht, als mit «Zwischenlösungen» (Verschluss der Spalten oder Abdecken der Spalten mit Gummimatten / Metallplatten).
  • Auslauf sollte (wenn nicht nach EG-Öko-VO gearbeitet wird), überdacht sein. Auch hier ist zu planen, wie eine Kot-Harn-Trennung erreicht werden kann.

Es wurde auch auf das DLG-Merkblatt „Strukturierung von Buchten in Ferkelaufzucht und Schweinemast“ verwiesen. Dort lassen sich viele Beispiele nachlesen. Zudem sprachen einige Betriebsleiter die Einladung aus, die jeweils eigene Lösung vor Ort zu besichtigen.

Mit diesen und vielen weiteren Hinweisen wurde Jan-Martin Griefahn in die nun anstehende Umbauphase entlassen. Ob sich ein Auslauf für seinen Stall tatsächlich realisieren lässt, muss ggf. über ein Emissionsgutachten geklärt werden.

Autor: Dr. Christian Lambertz, FiBL Deutschland e.V.