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Jung- und Legehennenhaltung auf dem Prüfstand – Kritische Kontrollpunkte und wie ich sie auf meinem Betrieb erkenne

Im MuD Tierschutz-Projekt Layer-HACCP Konzept (Beratungsteam Tierwohl im praktischen Einsatz - Fütterung und Beschäftigung auf dem Prüfstand für mehr Tierwohl in der Jung- und Legehennenhaltung) wurden 9 Junghennenaufzuchtbetriebe und 10 Legehennenbetriebe über 3 Jahre intensiv betreut und spezifische Kritische Kontrollpunkte während der Aufzucht- und Legeperiode herausgearbeitet.

Das in der Lebensmittelproduktion verwendete HACCP-Konzept (englisch für Hazard Analysis and Critical Control Points - übersetzt: Gefahrenanalyse und kritische Kontrollpunkte) basiert auf der Vermeidung von Gefahren durch die Ermittlung und Beherrschung von Kritischen Kontrollpunkten. Die Lebensmittelsicherheit soll damit zu jedem Zeitpunkt gewährleistet werden. Dazu werden zunächst relevante Kontrollpunkte (englisch: Control Points) im Prozess erfasst und schließlich die Kritischen Kontrollpunkte (englisch: Critical Control Points) identifiziert. Entsprechende Maßnahmen zur Beseitigung oder Minimierung des Risikos werden definiert und dienen der Beherrschung von Gefahren. Dieses Konzept lässt sich auch auf die Tierhaltung übertragen und wurde im Projekt erfolgreich umgesetzt. Das Ziel ist es, Tierhalter:innen und/oder bestandsbetreuende Personen dahingehend zu sensibilisieren, dass kritische Aspekte im Leben einer Junghenne bzw. Legehenne erkannt werden und entsprechende Maßnahmen ergriffen werden, um dem Auftreten von Federpicken und Kannibalismus entgegenzuwirken.

Aufzucht und Übergangsphase entscheidend

Der Aufzucht einer Qualitätsjunghenne kommt eine besondere Bedeutung zu, da diese prägende Phase entscheidenden Einfluss auf die spätere Legehenne hat. Das (frühzeitige) Ausleben natürlicher Verhaltensweisen in einem tiergerechten Haltungssystem, die bedarfsgerechte Fütterung, attraktives Beschäftigungsmaterial und optimale Stallklima-Verhältnisse bilden neben einem guten Tiergesundheitsmanagement die Basis für eine erfolgreiche Junghennenaufzucht.

Besonderes Augenmerk sollte auch auf den Umstallungsprozess der Junghennen in den Legebetrieb gelegt werden, da dieser immer einen Stressfaktor für die Tiere darstellt. Eine gute Abstimmung zwischen Aufzüchter und zukünftigem Legebetrieb spielt hier eine besonders große Rolle.

Hat eine ausgeglichene Legehennenherde erst einmal die 30. bis 35. Lebenswoche bei guten und zunehmenden Körpergewichten und einer hohen Futteraufnahme erreicht, ist dies ein Indiz dafür, dass sowohl die Aufzucht- als auch Übergangsphase erfolgreich waren. In dieser Zeit sollte die Herde weiterhin verantwortungsbewusst und zielsicher betreut und gemanagt werden. Unachtsamkeiten dürfen sich auf keinen Fall einschleichen und die Betreuung darf auch nicht mit zunehmendem Alter der Herde nachlassen. Eine gezielte Beschäftigung der Tiere ist nach wie vor zu empfehlen. Auch der Befall mit Ekto- und Endoparasiten muss kontrolliert werden und ggf. eine Behandlung durchgeführt werden.

Eine gesund gebliebene Legehennenherde in der 50. Lebenswoche, die ein ausgeglichenes Verhalten bei vollem Gefiederzustand sowie guter Schalenqualität zeigt, hat beste Voraussetzungen dafür, auch noch bis zur 90. Lebenswoche bei hoher Leistung gehalten werden zu können.

Broschüren und Handbuch zeigen Kritische Kontrollpunkte auf

Die wichtigsten Kritischen Kontrollpunkte aus Aufzucht und Legephase wurden in zwei Broschüren und einem kompakten Handbuch zusammengetragen. In der Broschüre Kritische Kontrollpunkte in der Junghennenaufzucht – Ein Maßnahmenkatalog für die Praxis und dem dazugehörigen Handbuch liegt der Schwerpunkt auf der Haltung von Junghennen und der Umstallungsphase in den Legebetrieb. Ergänzt wird die Broschüre durch ein Fütterungs-Spezial, welches u. a. viele Beispiel-Futtermischungen enthält. Die Broschüre Legehennenhaltung und Tierwohl im Fokus – Spezielle Aspekte - kompakt und praxisorientiert behandelt ausgewählte Themen zur Legehennenhaltung und thematisiert insbesondere die Einstallungs- und Eingewöhnungsphase der jungen Legehennen. Broschüren und Handbuch werden jeweils mit praktischen Beispielen, Fotos und Literaturempfehlungen ergänzt.

Die beiden Broschüren und das Handbuch stehen sowohl in digitaler Form zum Download als auch in gedruckter Form zur Verfügung und können bei Interesse kostenlos über die Landwirtschaftskammer Niedersachsen bezogen werden (Kontakt: Jule Schättler, jule.schaettler@lwk-niedersachsen.de).

 

Das Projekt Layer-HACCP Konzept ist Teil der Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) Tierschutz in der Projektphase Wissen - Dialog - Praxis. Die Förderung erfolgte aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aufgrund eines Beschlusses des deutschen Bundestages. Die Projektträgerschaft erfolgte über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE).