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Tierwohlindikatoren in der Legehennenhaltung

Betriebliche Eigenkontrolle unter Verwendung geeigneter Tierschutzindikatoren

Die betriebliche Eigenkontrolle unter Verwendung geeigneter Tierschutzindikatoren ist laut Tierschutzgesetz seit dem 01. Februar 2014 für alle Nutztierhalter in Deutschland verpflichtend. Ziel ist es, Informationen über das Wohlbefinden der Nutztiere zu erlangen, um bei erstem Auftreten von Schmerzen, Leiden oder Schäden mit passenden Managementmaßnahmen entgegen zu wirken. Zudem ermöglichen Tierschutzindikatoren die Erfassung unmittelbarer Auswirkungen der Tierhaltungssysteme und des Managements auf die Nutztiere und nehmen daher auch in Qualitätssicherungssystemen und bei rechtlichen Fragen eine zunehmende Rolle ein. Was jedoch sind wesentliche Tierwohlindikatoren in der Legehennenhaltung und wie können diese erhoben werden? Zu diesem Thema lud die Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern im Rahmen des Netzwerkes Fokus Tierwohl, gefördert vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, zu einem Onlineseminar im April 2021 ein.

Bewertung der Tiergesundheit mithilfe von Tierwohlindikatoren

Frau Helen Louton, Professorin für Tiergesundheit und Tierschutz an der Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät der Universität Rostock, referierte über die Möglichkeiten zur Bewertung der Tiergesundheit im Legehennenbestand mithilfe von Tierwohlindikatoren. Hierbei sieht sie eine Stichprobenanzahl von circa 50 Tieren pro Stallabteil als repräsentative Stichprobe, um die Bewertung des Gesundheitsstatus der Legehennenherde vorzunehmen. Die regelmäßige Kontrolle der Tiere sowohl auf Gefiederschäden, Haut- und Zehenverletzungen als auch auf Fußballenveränderungen und Brustbeinschäden können Auskunft darüber geben, ob der Gesundheitsstatus der Legehennen im Bestand zufriedenstellend ist. Lässt sich hingegen ein erhöhtes Auftreten von Verletzungen und Gefiederschäden beobachten, kann dies auf Verhaltensstörungen wie Kannibalismus und Federpicken hinweisen. Ebenso können ungeeignete Haltungseinrichtungen sowie gesundheitliche Probleme Ursache für die aufgetretenen Gefiederschäden sein. Auf einer Skala von „keine Schäden“ bis hin zu „schweren Schäden“ sollte durch den Nutztierhalter daher in regelmäßigen Abständen eine Einschätzung vorgenommen werden, um Auslöser für Folgeerkrankungen schnellstmöglich abzustellen. Verletzte und kranke Tiere sollten bei den täglichen Kontrollgängen erkannt und umgehend separat für den weiteren Genesungsprozess aufgestallt werden.

Zweiter Referent des Seminars war Herr Dr. Ruben Schreiter vom Zentrum für angewandte Forschung und Technologie an der HTW Dresden zum Thema „Legeleistung und Eimerkmale: Tierwohlindikatoren zur Einschätzung des Herdenzustands.“ Dr. Schreiter verwies dabei auf das enorme biologische Leistungsniveau der Legehennen, das bei durchschnittlich 20 bis 21 kg Eimasse je Henne und Legejahr liegt. Für die reibungslose Vermarktung spielt die Eiqualität eine erhebliche Rolle. Der Anteil sogenannter Sekundareier, also Eier, die nicht der Güteklasse A zuzuordnen sind, wie beispielsweise Schmutz-, Blut- oder Brucheier, kann unter anderem auf Defizite in der Haltungsumwelt und der Stalltechnik hinweisen.  Eine durch eine Nährstoffunterversorgung ausgelöste Verhaltensstörung kann ebenfalls zu Sekundareiern führen.. Nicht zuletzt sind diese für den wirtschaftlichen Erfolg von Relevanz. In einem Betrieb mit 15.000 Legehennen kann durch den Anstieg von Sekundareiern um 1 % bereits ein Verlust von 1.800 Euro je Jahr verursacht werden. Daher ist eine regelmäßige Erfassung der Parameter Legeleistung, Verschmutzungsgrad und Eideformation sowohl für die Einschätzung des Gesundheitsstatus als auch für die Gewährleistung des ökonomischen Erfolges des Betriebes von wesentlicher Bedeutung.   

Erhebung von Tierwohlindikatoren im Schlachthof

Am Ende der Veranstaltung konnten die SeminarteilnehmerInnen Frau Dr. Lisa Jung (Universität Kassel) virtuell mit auf dem Schlachthof begleiten und erfahren, an welchen Produktionsabschnitten die Erhebung ausgewählter Indikatoren am „Flaschenhals“ Schlachthof theoretisch möglich ist und welche Befunde in der Praxis bereits vorliegen. Zu den ersten am Schlachthof erhobenen Informationen gehört der Anteil Ttansportverluste. Hauptsächliche Ursachen für das Verenden der Tiere sind Hitzestress, zu hohe Besatzdichten in den Transportkisten, zu magere oder schwere Tiere sowie eine lange Transportdauer bis zum Schlachthof. Im Rahmen der Schlachtung werden bisher keine weiteren Indikatoren bis zur Fleischuntersuchung erfasst. Generell würde die Einschätzung tierbezogener Indikatoren geschultes Personal oder automatische Erfassungssysteme voraussetzen, deren Bezahlung und regelmäßige Wartung bisher ungeklärt sind. Zudem müsste sichergestellt sein, dass die Erhebungen in allen Schlachthöfen, auch denen in deutschen Grenzgebieten, stattfinden.

Autorin: Patricia Lößner, Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern